Markus Kavka
Foto: Thomas Neukum

„Ich war immer 1:1 ich selbst“: MARKUS KAVKA im Interview

Ehre wem Ehre gebührt: Mit wem lässt sich besser ein Gespräch über die Kunstform des Interviews führen als mit Musikjournalisten-Legende Markus Kavka? Für einen gemeinsamen Austausch über Erfahrungen und Erlebnisse ist uns jedenfalls niemand besseres eingefallen als der ehemalige VIVA- und MTV-Moderator.

In diesem Jahr ist Kavka mit seinem Buch über seine Fanliebe zu Depeche Mode, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch, auf umfangreicher Lesetour. Grund genug, um ihn vor seinem Auftritt in Wien bei sommerlichen Temperaturen abzufangen und ihm die (Fan)Fragen zu stellen, die einem seit der eigenen Jugend auf den Nägeln brennen. Ein Interview über Stresssituationen im Alltag von Musikredakteuren, Schwiegerväter und natürlich Depeche Mode.

subtext.at: Markus, das erste Mal Depeche Mode live gesehen habe ich vor fast zehn Jahren, als sie in Wien ihr Album „Delta Machine“ exklusiv vorgestellt haben.
Markus Kavka: Ja, genau (überlegt kurz und nickt).

subtext.at: Du warst dann auch dort, nehme ich an?
Markus Kavka: Ja, ich war auch dort (lächelt).

subtext.at: Das wundert mich nicht. Ich finde ja, dass ich relativ spät Depeche Mode live gesehen habe.
Markus Kavka: Kommt drauf an, wann du sie überhaupt bemerkt hast.

subtext.at: So richtig wahrgenommen habe ich die Band mit dem Album „Exciter“.
Markus Kavka: Ah ja. Das war 2001.

subtext.at: Relativ spät für meinen Geschmack, wie gesagt.
Markus Kavka: Du bist ja noch jung. Wann sollst du sie ja auch früher entdecken?

subtext.at: Es gibt ja bei jeder Band eine bestimmte Karriere-Hochphase und gerade „Exciter“ zählt in deren Kanon nicht zu den besten Veröffentlichungen.
Markus Kavka: Ja, die Kernjahre von Depeche Mode liegen bestimmt in der Mitte der 80er bis Mitte, Ende der 90er.

subtext.at: Gibt es eine Band, die du relativ spät für dich persönlich entdeckt oder live gesehen hast, obwohl es sie lange gibt?
Markus Kavka: Hm. (überlegt) Nee, bei mir war es eher immer anders herum. Ich hab berufsbedingt Bands schon relativ früh entdeckt und hab mich dann aber oft zu dem Zeitpunkt verabschiedet, als die bekannt geworden und von allen anderen Leuten entdeckt worden sind. Meine Schuldigkeit als Musikjournalist und Kurator war damit getan (lacht). Mein ganzes Wirken zielt ja darauf ab, vermeintlich unbekannte Musik, von der ich finde, dass sie von mehreren Leuten gehört werden sollte, zu empfehlen. Egal, ob Radio, im Fernsehen, Print oder Social Media. (überlegt kurz) Am liebsten gucke ich mir ja Bands in kleinen Clubs an. Das geht aber nur so lange, bis die nicht so bekannt sind. Depeche Mode ist die einzige Band, die mich wirklich schon mein ganzes Leben lang, 40 Jahre, begleitet. Mit 14 habe ich mir die erste Platte gekauft, jetzt bin ich 54. Die habe ich 1986 zum ersten Mal live gesehen, da haben sie auch schon nicht mehr in Clubs gespielt. Da waren dann auch 5000, 6000 Leute vor Ort. Und dann halt natürlich nur noch im Stadion, aber das war bei der Band irgendwie wurscht. Die schaffen das ganz gut, auf riesiger Bühne Intimität darzustellen.

subtext.at: Damals habe ich all meine Kontakte spielen lassen, um auf diese Gästeliste zu kommen, was eigentlich nicht meine Art ist. Die Karten konnte man ja nicht kaufen, sondern nur gewinnen.
Markus Kavka: Genau.

subtext.at: Hast du mal deine Kontakte in dieser Hinsicht spielen lassen, um etwas beinah Unmögliches auf die Beine zu stellen?
Markus Kavka: (überlegt) Ich hab mal für meinen Schwiegervater ein Treffen mit Rammstein arrangiert. Er ist ein riesiger Rammstein-Fan und ich kann die Burschen ja so ein bisschen und habe die ja schon öfter interviewt. Ich kenn aber auch so Leute aus deren Umfeld, vom Merchandise, Management und so weiter. Sie haben vor ein paar Jahren beim Wacken-Festival in Deutschland gespielt und da hab ich halt gehört, dass es nachher eine Aftershowparty geben soll. Ich hab halt dann meine Kontakte insofern spielen lassen, dass ich arrangiert habe, dass mein Schwiegervater die Band backstage kennenlernt. Nicht nur backstage so rumhängt, sondern sie wirklich kennenlernt. Das Lustige war, meine Frau ist ja aus Ostberlin und Rammstein sind ja auch Ossis, Ostdeutsche. Dann haben sich tatsächlich mein Schwiegervater und der Gitarrist und der Schlagzeuger von Rammstein über Originalrezepte von Wurstgulasch unterhalten, eine typisch ostdeutsche Speise. Nudeln mit Ketchup und Jagdwurst (lacht). Da ich jetzt schon 30 Jahre lang Musikjournalist bin, bin ich extrem vernetzt. Du weißt ja selber, wenn man ein Interview macht, steht man zwangsläufig in der Regel auf der Gästeliste und muss da nicht mehr groß seine Beziehungen spielen lassen muss. Da wollte ich aber eben, dass mein Schwiegervater die Band kennenlernt und da musste ich ein paar Seilschaften aktivieren.

subtext.at: Für dich haben sie es wohl gerne gemach und es war keine große Überwindung.
Markus Kavka: (lächelt) Sie haben es gerne gemacht, weil sie gesagt haben: „Super, wir sind stolz auf dich Markus, du hast ein gutes, ostdeutsches Mädchen geheiratet.“

subtext.at: Verkörpern Depeche Mode für dich das Ideal von Künstlern, die Kunst um der Kunst willen machen und nicht, um an erster Stelle Millionen von Platten zu verkaufen?
Markus Kavka: Man muss schon sagen, dass Depeche Mode eine Außenseiterband sind für die Massen. Die spielen vor 70000 Leuten, haben 100 Millionen Platten verkauft, was weiß ich, aber denen haftet immer noch diese Underground-Aura an. 90% der Leute, die aufs Konzert kommen, sind Schwarz angezogen. Solch einen Part spielen sie auch in der Gesellschaft. Es sind immer die Leute, die vielleicht Außenseiter und nicht mittendrin im Mainstream zu Hause sind und im Kommerz, sondern andere Fragen ans Leben stellen. Depeche Mode hat die alle eingesammelt. Haben sie auch gemacht, in dem sie sich nie dem Kommerz angebiedert haben. Musikalisch haben sie ihr Ding durchgezogen. Das war und ist nie Hitparadenmusik gewesen und trotzdem haben sie mit „People Are People“ und „Enjoy The Silence“ so kommerzielle Top Ten-Hits gelandet, aber nicht, weil sie die auf Charts-Kompatibilität getrimmt hätten, sondern sie haben einfach ihr Ding gemacht und die Leute sind auf die zugekommen. Musikalisch sind sie immer noch relevant. Sie sind nie zu einer Coverband ihrer selbst verkommen und sie haben auch nie versucht, jetzt Pop zu machen. Im Gegensatz zu anderen Bands aus den 80ern wie The Cure zum Beispiel. Die haben irgendwann in den 80ern, Anfang der 90er mal beschlossen: „Wir sind jetzt ’ne Popband.“ Damit waren sie extrem erfolgreich kommerziell. Anfang der 00er sind sie wieder in diese Postpunk-Wave-Richtung gegangen. Depeche Mode haben sich dem Mainstream nie angebiedert. Das wissen viele Leute zu schätzen und das zeichnet die Band auch aus.

subtext.at: Wer hat es denn noch aus deiner Sicht geschafft, sich nicht selbst zu karikieren?
Markus Kavka: Nur ganz wenige. Radiohead vielleicht, die auch nie versucht haben, sich dem Mainstream anzubiedern. Es gibt da echt nur sehr, sehr wenige. Wenn ich meine alten Helden aus den 80er, 90er Revue passieren lasse… Nick Cave vielleicht. Der war ja damals schon krass Kunst, selbst mit seiner Vorläuferband Birthday Party und dann Nick Cave And The Bad Seeds. Später ist er noch avantgardistischer und unkommerzieller geworden, um ihn als positives Beispiel zu nennen. (überlegt) Dann gibt es auch Bands, die in den 90ern eine große Rolle gespielt haben und dann nicht mehr, die dann eine große Pleite hatten wie Smashing Pumpkins zum Beispiel oder Oasis, die entweder aufgelöst sind oder aufgelöst waren und dann wieder eine Reunion-Tour gemacht haben, die aber dem Kapitel überhaupt nichts Neues hinzugefügt hat. Oder Pixies. Sachen also, die ich in den 80ern, 90ern wirklich gut fand, aber wo ich dann auch nach drei Platten das Gefühl hatte, es ist auserzählt. Wenn ich mir jetzt eine Band auf einer Reunion-Tour angucke, dann ist das immer sehr ernüchternd (lächelt).

subtext.at: Gehört das eine Interview von dir mit Martin Gore, damals live ausgestrahlt auf MTV, zu deinen größten Fehltritten?
Markus Kavka: Ich thematisiere es ja auch im Buch ganz offen, dass es not my finest moment war (lächelt). Ich hab versucht, auch die Begleitung dazu zu schildern. Es ist tatsächlich so, dass ich versucht habe bei MTV dieses Interview aufzutreiben, aber die haben gar nichts mehr, weil deren Archiv total am Arsch ist. Ich hab aber einen Zusammenschnitt von diesem Live-Interview mit Martin Gore auf YouTube gefunden und den zeig ich bei den Lesungen. Natürlich entsprechend kommentiert (lacht). Das Interview ging ja total in die Hose. Ich hab’s versaut. Es gibt mehrere Gründe dafür, ich steh aber dazu. Mir liegt nichts ferner, als es unter Verschluss zu halten. Können die Leute ruhig sehen (lächelt).

subtext.at: Ich war mal zur richtigen Zeit am falschen Ort für ein Interview mit Against Me!-Frontfrau Laura Jane Grace. Ist es dir so etwas mal passiert?
Markus Kavka: (überlegt lange) Nee. Denkt man vielleicht nicht, aber ich bin ein super organisierter Typ (lacht).

subtext.at: Das seltsamste und gleichzeitig lustigste Interview hatte ich mit Conrad Keely von …And You Will Know Us By The Trail Of Dead in einer Galerie. Er hat meine Fragen zwischen Delirium und Wachzustand liegend auf einem Sofa beantwortet. Welches Interview war bei dir am seltsamsten?
Markus Kavka: Da würden sich beide Interviews qualifizieren, die ich mit Mariah Carey geführt hab. Diese Interviews waren eine ganz andere Hausnummer, weil Superstar, Diva und so. Das erste Interview habe ich mit ihr bei MTV in London geführt. Da hatte sie irgendwie ihren Kuscheltag und hat gesagt, sie möchte für das Interview drei Golden Retriever oder Labrador-Welpchen neben sich auf dem Sofa drapiert haben, die sie streicheln kann während des Interviews (lacht). Da haben wir erst gesagt: „Geht ned.“ Dann hat sie gesagt: „Na ja, aber dann mach ich das Interview nicht.“ Dann ist jemand los und hat in einer Tierhandlung drei Welpchen ausgeliehen. Die sind dann auf ihr rumgesprungen, lebhaft, wie so Welpen eben sind. Dann wollte sie wirklich, dass wir die so mit Valium wegballern, damit die Ruhe geben. Da haben wir gesagt: „Ey, also entweder jetzt lebhafte Hündchen oder gar nix.“ Zähneknirschend hat sie dann gesagt: „Ohne Hündchen.“ Beim zweiten Mal hab ich das Interview in einem Hotel in Berlin gemacht, in einem fünf Sterne Superior Schlosshotel. Man geht einen Stock zur Rezeption hoch und wir haben unten aufgebaut im Parterre für das Interview. Zehn Minuten, bevor das Interview losgehen sollte, kommt der Manager von ihr und sagt, dass wir das Interview mindestens im ersten Stock hochbauen müssen. Warum? „Miss Carey doesn’t do stairs“. Die steigt aus Prinzip keine Treppen und deswegen müssen wir das Interview hochfahren, was aber dazu führt, dass die Interviewzeit um ist. Wir haben dann erfahren, dass es einen Lastenaufzug gibt, der von der ersten Etage ins Parterre geht, mit dem ist sie dann gefahren. Sie steigt aus Prinzip keine Treppen.

subtext.at: Vielleicht hast sie ihr Verhalten inzwischen geändert.
Markus Kavka: Ich hab sie seitdem nicht Treppen steigen gesehen, von daher kann ich dazu nichts sagen (lacht).

subtext.at: Mir ist nur bekannt, dass sie ihre Interviews liegend macht.
Markus Kavka: Bei dem einen hat sie es im Liegen gemacht, sie hat sich ja aufs Sofa drapiert und sobald ihr eine Haarsträhne ins Gesicht gefallen ist, musste sofort jemand kommen und sie frisieren.

subtext.at: Das stressigste Interview war bei mir das mit Incubus-Sänger Brandon Boyd, für das ich extra in die Schweiz geflogen bin und um eine Haaresbreite nicht stattgefunden hätte. Bei dir?
Markus Kavka: (überlegt) Es haben natürlich einige Interviews nicht geklappt aus diversen Gründen. Plötzliche Erkrankung, Bus verpasst, was weiß ich, aber keines, wo ich jetzt um die halbe Welt geflogen worden wäre. Es war natürlich damals in den 90ern so, als die Plattenfirmen noch so richtig viel Geld hatten, dass die einen in der Businessclass nach New York geflogen haben für ein halbstündiges Interview mit einer Newcomerband. Da habe ich mir auch gedacht, dass sie irre viel Geld haben. (überlegt) Sonst haben eigentlich alle geklappt. Stressige Erlebnisse gibt es immer wieder. Einmal hätte ich fast ein Depeche Mode-Interview verpasst, weil mein Zug von Berlin nach Hamburg fast zwei Stunden Verspätung hatte. Dann stand ich auch noch mit dem Taxi im Stau. So was passiert immer wieder Mal, aber es ist nichts im Gedächtnis geblieben, wo es besonders dramatisch gewesen wäre.

subtext.at: Hattest du jemals Bedenken, dass sich dein Interview- und Moderationsstil mit der Zeit abnutzen könnte, nicht mehr gefragt ist?
Markus Kavka: Nee. Nicht so wirklich. Ich hab mich nie als klassischen Moderator gesehen, den du so in eine Schublade steckst. Ich bin ja eher von der inhaltlichen Seite gekommen. Eher so moderierender Redakteur. So lange die Inhalte relevant sind, die ich vermittle, spielt der Zeitgeist nicht unbedingt eine Rolle. Wenn ich mir jetzt alte Tapes von damals anhöre oder angucke, hat sich überhaupt nichts verändert. Es hat sich deswegen nichts verändert, weil ich im Fernsehen auch noch nie eine Moderatoren-Rolle eingenommen habe. Ich war immer 1:1 ich selbst. So, wie ich auch privat bin. Für mich war das immer ein ganz wichtiges Korrektiv. Meine Freunde, meine Eltern haben immer gesagt: „So bist du, so kennen wir dich.“ Wenn man sich nicht verstellt vor der Kamera, kann man es 100 Jahre durchziehen.

subtext.at: In Interviews nicht die gleichen Fragen zu stellen, ist das etwas, was dich beschäftigt hat?
Markus Kavka: Ich muss da gar nicht viel darüber nachdenken, weil ich eigentlich Interviews immer so angehe, dass es erst mal ein ganz normales Gespräch zwischen zwei Menschen ist. Klar, wenn man Musikerinterviews macht, werden bestimmte Parameter abgeklappert. Meistens ist es der Grund, die bringen was Neues raus und dann gehen sie auf Tour. Dann machste halt drei Fragen dazu. Dann guck ich halt immer, dass sich eine Unterhaltung ergibt. Da gibt es auch keinen Fragenkatalog, weder aufgeschrieben noch in der Birne. Man informiert sich vorher halt so ein bisschen. Lückenlose Vorbereitung war für mich immer das A und O. Das ist einfach eine Frage des Respekts gegenüber den Künstlern, aber auch, weil man dadurch eine gewisse Grundsicherheit hat. Da kann man durch nix Biografisches überrascht werden, was einem da erzählt wird. Da laufe ich wenig Gefahr, auf dünnes Eis zu geraten. So gehe ich alle Interviews an. Maximal vorbereitet, dann kann da nicht viel passieren.

subtext.at: Versuchst du bei deinen Lesungen, das Gleiche irgendwie anders zu erzählen?
Markus Kavka: Das kommt ganz von selber, weil die einzig fixen Parts sind die, die aus dem Buch kommen. Die sind aber netto nur noch nicht mal ganz die Hälfte der Lesung. Alles andere drumrum ist eigentlich jeden Abend anders. Das Opening ist jeden Abend anders und individuell und ich hab zu jeder Stadt eine Geschichte. Natürlich auch zu Wien. Der Einstieg ist also immer ein ganz anderer. Im Laufe der Tour merkt man dann ja auch so, welche Anekdoten die Leute gut finden, wo hören sie gerne zu und wo sie lieber finden, dass du mal zum Punkt kommst. Das sind alles Erfahrungswerte. Das ist jetzt meine zehnte Lesung und die ist jetzt schon vollkommen anders als meine erste in Berlin. Natürlich, bist auf die gelesenen Parts und die Mediasachen, die Fotos, Interviews und Videos, die ich zeige, aber das Drumherum ist eigentlich jeden Abend anders.

subtext.at: Früher, noch zu VIVA ZWEI-Zeiten, warst du für mich eine Art Barometer des guten Geschmacks. Hast du etwas für gut befunden, konnte man bedenkenlos zugreifen. Wirst du noch immer so wahrgenommen?
Markus Kavka: Ja, was mich sehr freut. In 9 von 10 Fällen ist das der erste Satz: „Du hast meine Jugend musikalisch geprägt und meinen Musikgeschmack geformt.“ Das finde ich total toll. Es freut mich jedes Mal. Jedes Mal, wenn ich es hör. Und das sind auch alles immer gute Leute, also es sind keine Arschlöcher dabei. Das freut mich dann noch mehr (lächelt). Alles gute Leute, wenn man dann so ein bisschen ins Gespräch kommt, die stehen politisch auf der richtigen Seite, die haben einen guten Musikgeschmack und die haben was in der Birne. Das freut mich halt total, dass es eine bestimmte Klientel ist, mit der ich auch privat befreundet sein könnte. Klar, die VIVA ZWEI-Zeiten waren ja auch für mich, zusammen mit den ersten Jahren bei MTV, musikalisch meine aufregendsten und prägendsten. Im Prinzip mache ich aber heute auch nix Anderes als vor zehn oder zwanzig Jahren.Ich hab eine wöchentliche Radiosendung, eine wöchentliche Fernsehsendung, es dreht sich alles um Musik. Jetzt bin ich mit diesem Buch unterwegs, welches sich um Musik dreht. (überlegt kurz) Auf Social Media schreiben mir nach wie vor ganz viele Leute und es muss nicht jeden Tag passieren, so lange ich merke, dass es noch eine gewisse Relevanz hat, was ich da erzähle… Mein Musikgeschmack hat sich ja auch weiterentwickelt. Ich hör natürlich ganz andere Sachen als in den 90ern. Produziere selber Techno und hör viel elektronische Musik. Da habe ich ein ganz neues Feld erschlossen. Es kommt so unfassbar viel geiles Zeug raus. Es ist natürlich dem Umstand geschuldet, dass es heute viel einfacher ist, Musik zu veröffentlichen und da ranzukommen. Umso wichtiger ist es dann, so ein paar Leute zu haben, die es vorsortieren, so kuratieren, für einen. Das mach ich im Prinzip seit dreißig Jahren. So lange Leute auf mein Urteil noch Wert legen, werde ich das auch weitermachen.

© Thomas Neukum

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