Gefundenes Fressen / Frau im Wald
Foto: Jake Melara

Gefundenes Fressen

In der Natur findest du viele Pflanzen, die auf den ersten Blick nicht genießbar scheinen. Oder sie sind so unscheinbar, dass man einfach daran vorbeigehen würde. Wie man wilde Zutaten erkennen, wo man sie sammelt und wie man sie zubereiten, dem widmet sich das Kochbuch „Gefundenes Fressen“ von Fabio Haebel, Jan Hdlicka und Olaf Deharde.

Alles kann man essen, manches halt nur einmal. Doch wenn man weiß, wie, findet man „wilde Lebensmittel“ auch direkt vor der Haustüre. Unscheinbare Kräuter, Pilze, Beeren aber auch Fisch und Wild werden in diesem Kochbuch vorgestellt. Nachhaltigkeit ist eines der Argumente, das die drei Autoren zu Jägern und Sammlern werden ließ. Umdenken, umhandeln und umkonsumieren stehen zwar im Vordergrund, aber für den Koch und Gastronomen Fabio war es auch die Suche nach neuen Geschmäckern und der Lust auf Experimente, während Jan erst zum Angler und dann auch zum Jäger wurde, um für seine Familie zu sorgen. Olaf ist als Fotograf auf der ganzen Welt unterwegs gewesen und widmet sich schon lange essbaren Pflanzen, die er vor der Haustüre findet.

Unkraut aufessen

Unkräuter gibts ja gar nicht, sondern nur Beikräuter. Aber dieses „nebenbei“ kann sehr schnell zur Plage werden und auch alle anderen Pflanzen verdrängen. Dass man aus Brennnesseln Spinat kocht (oder wie im Buch erwähnt auch kleine Käse-Küchlein), ist mittlerweile schon bekannt. Das stechende Kraut hat mehr Kalzium als Milch und mehr Vitamin C als Zitrusfrüchte. Aber auch der invasive Staudenknöterich kann auf dem Teller landen. 1825 wurde der Knöterich als Futterpflanze nach Europa gebracht und verbreitet sich als Neophyt seither unkontrolliert. Durch Wurzelausläufer kann sich die Pflanze kilometerweit ausbreiten und ständig selbst klonen. Dabei überwuchert sie heimische Arten. Gut, dass die jungen Sprossen bis ca. 20 cm Höhe mit Gewürzen in die Pfanne hauen lassen. Auch ein Kompott kann man damit kochen, um es dann in Quarkbällchen zu füllen. Schmeckt angeblich ähnlich wie Rhabarber. Doch nicht alle Rezepte sind so exotisch und um Essen braucht es natürlich passende Getränke. Wie zum Beispiel den Gin Sorrel Smash mit Sauerampfer-Blättern oder den Fichten Fizz mit Gin und Fichtensprossen.

grüne Gazpacho mit Stadt-Pflanzen

Eines der einfacheren Rezepte möchten wir euch vorstellen: Eine kalte Suppe. Gerade im Sommer die richtige Erfrischung, und Vogelmiere, Knopfkraut (im Buch als Franzosenkraut bezeichnet), Sauerampfer und Brennnessel findet man wirklich überall.

 Für 4 Personen

  • 200g Vogelmiere
  • 200g Franzosenkraut (Knopfkraut)
  • 100g Sauerampfer
  • 100g Brennnesseln
  • 300 g Gurke
  • 2 EL Olivenöl
  • 1 TL Chiliflakes
  • 1 TL Zitronenabrieb
  • 1 TL Salz
  • 3-4 Eiswürfel
  • Chili und Zitronenzeste zum garnieren
  1. Wildpflanzen gut waschen. Achtung – die Brennnessel wehrt sich gerne! Dagegen helfen Küchenhandschuhe. In paar Blätter vom Sauerampfer und Franzosenkraut für die Deko überlassen.
  2. Wildpflanzen, Gurke, Öl, Chiliflakes, Zitronenabrieb, Salz und Eiswürfel mit einem Küchenmixer pürieren und sofort servieren. Schaut mit etwas Chili und Zitronenzeste sowie den zur Seite gelegten Blättern garniert besonders gut aus!

Um Wildpflanzen in eure Küche zu integrieren, müsst ihr nicht aufs Land ziehen.

Olaf Deharde

Fazit

Das Buch ist grob nach Jahreszeiten strukturiert, unterbrochen von einem Wildpflanzen-Ratgeber, einem Strand-Sammel-Guide, Rezepten für Vorräte und Grundlegendes oder Erklärungen zu Pilzen, Fischerei und Jagd. Tipps zu Bezugsquellen und ein Rezept-Index dürfen natürlich nicht fehlen. Die Fotos machen Lust auf mehr und die persönlichen Geschichten und Hintergrundinfos runden das Buch ab. Hier haben sich drei Freunde gefunden, die viel erzählen können. Ein Wunder, dass sie noch keinen Podcast gestartet haben.


Gefundenes Fressen

Gefundenes Fressen

Wilde Zutaten erkennen, sammeln, zubereiten
von Jan Hrdlicka, Fabio Haebel, Olaf Deharde

Brandstätter Verlag
Deutsch, Gebundene Ausgabe, 240 Seiten, Bändchen

€ 35,-
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