Piccolo Corpo Filmstill
Foto: Crossing Europe

Piccolo Corpo

Wir spielen Anfang des 20. Jahrhunderts. Die junge Agata ist hochschwanger und unterzieht sich einem Ritual ihrer kleinen und abgelegenen christlichen Gemeinschaft. Weite Bilder des Ozeans zieren die Leinwand. Es ist die Ruhe vor dem Sturm, der Fehlgeburt, die folgen wird.

Damit beginnt die Reise, die Agata auf sich nehmen will, um an einen geheimnisvollen Ort im Norden zu ziehen. Denn dort soll ihrer Tochter ein einziger Atemzug eingegeben werden, damit sie getauft und ins ewige Leben aufgenommen werden kann.

Den Ozean kann man überall riechen, wenn man nur möchte

Die ruhigen Aufnahmen zu Beginn trügen dabei noch zuerst. Die Kamera trägt nämlich darauffolgend nicht den Zuschauer, sie wird selbst getragen.

Piccolo Corpo
Filmstil aus Piccolo Corpo Foto: Crossing Europe

Ohne Rücksicht auf Unebenheiten und Geschwindigkeit. Wackelnd wird man so auf einen Trip mitgenommen, die zwischen langwierig ziellos und aufregend mitreißend tänzelt. Den Ozean, den unsere Agata hierfür verlässt, verliert sie dabei nie aus den Augen. Denn wie sie einem ihrer Reisebegleiter zur Beruhigung erzählen wird, kann man diesen überall riechen. Man muss nur wollen. Und das ist das Leitmotiv des Films, das konstant mitschwingt. Es reicht dabei aber nicht immer aus, die Entschlossenheit unserer Protagonistin glaubhaft weiterzugeben.

Wie weit ist es noch?

Die Frage stellen sich nicht nur die Figuren in diesem Film, sondern auch die ZuseherInnen. Dass diese dabei meistens von den Protagonisten mit einem “Noch weit genug” beantwortet wird, trifft dann leider auch wieder auf das Gemüt zu. Neben seinem Antrieb gehen nämlich auch immer wieder die Figurenbindungen etwas verloren. Lässt man sich aber trotzdem weitertreiben (oder -ziehen) wird man mit überlegt platziertem Sound und szenischen Bildern belohnt. Ganz besonderen Eindruck hinterlässt auch die praktisch eingesungene Musik.

Am Ende lohnt es sich dennoch, bis zum Schluss durchzuhalten. Denn die vielen Allegorien als auch Metaphern, die einem mit auf den Weg gegeben werden, sind es allesamt wert, bedacht und besprochen zu werden.


Piccolo Corpo Poster

Piccolo Corpo

Regie: Laura Samani
Kamera: Mitja Ličen
IT/FR/SI 2021, 89 Minuten


Festival Der neue Heimatfilm

24. – 28. August 2022

www.filmfestivalfreistadt.at

Alle Artikel zum Festival hier auf subtext.at

Im Zweifel vor dem großen Screen oder hinter der Kamera.