Österreich, Europa und die Welt

Man kann nicht immer unterwegs sein und reisen. Oder doch? Wenn der Weg das Ziel wird und man die Instagram-Hotspots links liegen lässt, findet man spannende Orte abseits der üblichen Pfade.

Reiseführer können oft langweilig sein. Endlose Liste der Sehenswürdigkeiten, die man unbedingt gesehen haben muss, „Geheimtipps“ für Shops und Restaurant, die total überrannt sind (oder nicht mehr existieren) und ein paar allgemeine Regeln, um die lokale Bevölkerung nicht komplett zu verstören. Aber lernt man so ein Land wirklich kennen? Kann man so inmitten von hunderten anderen Touristen mit den Einheimischen in Kontakt kommen und wirklich ein Gespür dafür bekommen, wie es wäre dort zu leben?
Besser ist es, sich auf ein Abenteuer einzulassen. Statt des Fliegers den Zug, den Bus oder auch ein Boot nehmen. Orte besuchen, die nicht auf den Hauptreiserouten der Pauschalurlauber*innen liegen. Oder einfach mal zu Hause vor die Tür gehen und für den Anfang mal das eigene Land erkunden.

Auf Schiene durch Österreich

Das Klimaticket hat das öffentliche Reisen in Österreich um einiges bequemer gemacht. Kein Frühbucherbonus, keine Sparschiene, Gruppenrabatte oder andre Ticket-Angebote sind mehr nötig und auch der Tarifjungle der städtischen Bus- und Straßenbahnanbieter kann ignoriert werden. Einfach einsteigen und losfahren. Nur wohin?

33 Bahnreisen durch Österreich und darüber hinaus verspricht das Buch von Othmar Pruckner. Der gelernte Geograf und Germanist, der seit Jahren als Wirtschaftsjournalist viel mit der Bahn unterwegs ist, hat in seinem Reisebuch Österreich sehr genau erkundet. Nebenbahnen, Ausflüge in die Nachbarländer, kleine Wanderungen oder Radtouren schlägt er uns vor. Zum Beispiel mit der Murtalbahn nach Murau (wo das Bier herkommt). Diese Schmalspurbahn vom steirischen Unzmark ins salzburgische Tamsweg wird vom Land betrieben und somit gilt auch das Klimaticket. Mit etwas Glück begegnet einem auch eine der alten Dampflokomotiven, die hier noch im Sonderbetrieb fahren.

Die Routen sind gut beschrieben und gespickt mit viel Bahnwissen, dazu passenden Ausflugsmöglichkeiten, Abstechern und schönen Flecken. Viele Fotos, Karten und Erklärungen zu möglichen alternativen Bahnrouten runden das Reisebuch ab.

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Europa übers ganze Jahr

Mit zu vielen Optionen und Möglichkeiten ist es schwer sich zu entscheiden. Jeder Ort hat seinen Reiz, aber je nach Vorlieben reist man lieber im Sommer an den Strand oder im Herbst in schöne Städte. Diese Entscheidungen macht das Buch von Lonely Planet um vieles einfacher. Nicht bloß nach Monaten sortiert, sondern auch nach Aktivitäten und Interessen werden hunderte Destinationen vorgestellt. Am Anfang der Kapitel steht jeweils ein Flussdiagramm, dass dir die Navigation erleichtert.

Du willst im August gut essen? Dann kannst du im norwegischen Romsdalen-Tal selbst Beeren und Pilze pflücken. Oder du genießt frische Meeresfrüchte direkt dort, wo sie herkommen, zum Beispiel an der belgischen Küste. Wenn du im September etwas lernen möchtest, hast das Buch auch Tipps parat. Etwa Surfen im Nationalpark Thy in Dänemark oder Segeln auf den Kykladen vor. Denn im September bläst in Griechenland der Wind nicht so stark wie im Hochsommer. Ideale Bedingungen, einen Kurs zu machen, bevor im Herbst die meisten Surfschulen dann für den Winter schließen. Im Oktober darf’s dann etwas Kunst und Kultur sein. Etwa in Split, Kroatien, wo der beeindruckende römische Palast des Diokletian auch noch steht, wenn die Sommertouristen endlich weg sind. Bekannt ist der Ort, an dem Daenerys Targaryen ihre Drachen hielt, aus Games of Thrones.

Welche der Aktivitäten eher für Familien oder Singles, große oder kleine Budget geeignet sind, ist ebenso ersichtlich wie die europäischen Event-Highlights der jeweiligen Monate. Natürlich können die kurzen Tipps keine detaillierte Reiseplanung ersetzten. Aber sie liefern einen ersten guten Überblick, um nicht zur falschen Zeit durchs mit Touristen überfüllten Florenz zu spazieren oder bei ungünstigem Wetter in einem Küstenort zu sitzen.

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Die Welt sehen mit Stil

Kein Reiseführer, sondern ein Coffee Table Book – und doch voller Inspirationen. Seit 2011 erscheint in Dänemark Kinfolk. Vierteljährlich widmet sich das Magazin Themen wie Lebensqualität, persönliche Werte oder bewusstem Leben und bringt immer wieder spannende Reportagen, Essays und Fotostrecken zum Thema Reisen, die nun in einem Buch zusammengefasst wurden. Kein Massentourismus und keine Influencer-Hotspots, sondern 30 ausgewählte Ziele für entschleunigtes Reisen.

Hier werden Destinationen vorgestellt, an die man bei der Urlaubsplanung nicht so schnell gedacht hätte. Die Museums-Tour in Tasmanien ist ebenso außergewöhnlich wie der Einblick in die Fashion-Szene von Dakar. Und falls es doch das überlaufene London sein soll, kann man auch dort außergewöhnliches erleben. Erkunde mit den Hobby-Ornithologen die Vogelwelt der britischen Hauptstadt, bevor du mit einem Narrowboat den 220 km langen Grand Union Canal Richtung Birmingham erkundest.

Mit beeindruckenden Fotos und ungewöhnlichen Zugängen bereisen die Autorinnen und Autoren den Planeten. Ob fünf oder fünftausend Kilometer entfernt, neues und spannendes lässt sich überall auf der Welt entdecken. Selbst wenn man sich solche Reisen nicht leiste kann, oder ein Roadtrip durch Armenien nichts für dich ist, lernst du durch das Buch viele neu Orte kennen.
Travel ist bereits das fünfte Buch der Serie, auch Essen (The Kinfolk Table), Wohnen (The Kinfolk Home), Arbeiten (The Kinfolk Entrepreneur) und Natur(The Kinfolk Garden) sind bereits in deutscher Übersetzung bei Knesebeck erschienen.

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Eine gute Reise darf kein Ziel haben

Was macht Reisen mit einem selbst? Ist im Urlaubsland wirklich immer das Essen besser, die Straßen interessanter und die Menschen freundlicher? Oder ändert man sich selbst, ist weniger gestresst und viel offener für neue Eindrücke? Richard Kaufmann geht diesen Gedanken nach, denn für ihn beginnt die Reise bewusst schon am Weg über Land. Im Bus oder im Zug, denn der Weg ist das Ziel. Die Floskel klingt vorerst mal etwas abgedroschen, aber wer wirklich etwas Neues erleben will, setzt sich nicht mit hunderten Leuten in ein Flugzeug, um wo zu landen, wo auch alle anderen Touristen sind. So ist Richard einfach mal mit dem Bus von Deutschland nach Marokko gefahren. Drei Wochen ins Unbekannte reisen, doch er hat seine Kreditkarte vergessen und nur 100 Euro in der Tasche. So beginnt sein Abenteuer unerwartet früh. Aber mit etwas Glück, Menschenkenntnis und einer Portion Mut wird daraus eine spannende Erfahrung.

Ob mit dem Zug nach Iran, durch Osteuropa oder auf ein Wochenende nach Bologna, die aufmerksamen Beobachtungen des Autors finden auch in alltäglichen Situationen etwas bemerkenswert Spannendes. Solche persönlichen Reisegeschichten werden ergänzt durch kleine Tipps für europäische Destinationen oder Überlegungen und Gedanken zu unseren Reisegewohnheiten. Auch ein pointiertes Glossar darf nicht fehlen. Aufgelockert wird das Buch durch Illustrationen von Edward J. Brown und eine besonders gestaltete Europakarte ist auch dabei.

Man merkt, dass dem Autor sein Projekt sehr am Herzen liegt. Den Verlag hat er dafür selbst gegründet und die Familie, Freunde und Weggefährt*innen für Grafik, Illustrationen, Lektorat oder als Testleser*innen gewonnen. Richard Kaufmann wollte ein Gesamtkunstwerk schaffen, das nun schon in der zweiten Auflage und ebenfalls auch auf Englisch erschienen ist.

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