Gendermedizin
Foto: The National Library of Medicine

Gesundheitsrisiko weiblich

Frauen sind in vielen gesundheitlichen Bereichen benachteiligt. Gesundheitsrisiko Weiblich beschäftigt sich mit Gendermedizin aus verschiedenen Blickwinkeln und zeigt anhand von Praxisbeispielen, wie Frauen in der Medizin oft schlechter behandelt werden.

Dr.med. Werner Bartens hat mehrere Studienfächer abgeschlossen, unter anderem jenes der Medizin. Mithilfe der diversen Studienabschlüsse schafft es der Autor, die Thematik gut verständlich in Worte zu kleiden. All die faktischen Angaben sind mit Studien untermauert und verständlich aufbereitet. Gendermedizin wird in diesem Werk aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und mit Praxisbeispielen veranschaulicht.

Warum Frauen von der Medizin falsch verstanden und schlechter behandelt werden

Der Untertitel beschreibt grob zusammengefasst, mit welcher Thematik sich das Buch beschäftigt. Die Data-Gap ist auch hier vorrangig Schuld an der unterschiedlichen Behandlung von Mann und Frau. Es gibt beinahe keine gesundheitliche Studie, in welcher Frauen Probandinnen sind. Auch wenn das Studiendesign es verlangt, dass Frauen darin vorkommen, so werden diese nicht gesondert ausgewertet, zufolge bietet es keinen Mehrwert für die Gendermedizin. Aufgrund dieser Datenschieflage kommt es massenhaft zu Fehlbehandlungen, falschen Diagnosen sowie Therapieansätzen. Die leidtragende Person ist immer die Frau. Als Begründung muss entweder der hormonelle Zyklus herhalten oder die Möglichkeit einer bestehenden Schwangerschaft. Beides sind jedoch Faktoren, welche auch in einer Behandlung eine große Rolle spielen.

16 Minuten

Erleidet man als Frau einen Herzinfarkt, behandelt sie hoffentlich eine Ärzt*in, welche die Symptome richtig diagnostiziert, denn es ist so, dass die Symptomatik des Infarkts bei Frauen anders aussieht als bei Männern. Daher beginnen die Therapien nach der Aufnahme im Krankenhaus jedoch im Schnitt erst 16 Minuten später als bei Männern. 16 Minuten klingen nach nicht viel Unterschied. In jenem Fall der schwerwiegenden Erkrankung zählt jedoch jede Minute. Es gilt mit Sauerstoff unterversorgte Areale wieder zu versorgen.

Herz, Krebs, Schmerz, Pandemie, Geburtenhilfe…

Das oben genannte Beispiel ist nur eines von einer Vielzahl weiteren Bereichen, in welchem Frauen in gesundheitlichen Belangen benachteiligt sind. Demzufolge wird in den Kapiteln „Frauen sind anders krank“, „Die Frau, das unbekannte Wesen- kein Fall für die Forschung“, „Mein Herz so schwer- vernachlässigte Frau“, „Der Krebs der Frauen“, „Lungenerkrankung- das haben doch hauptsächlich Männer“, „Frauen am Ende: Depression, Panik, Unruhe“, „Schmerz- es tut ganz anders weh“, „Ärzte reden mit Patientinnen anders“, „Frauen unter dem Messer“, „Frauen in der Pandemie“, „Der Streit um die Hormone- die Frau als Mängelwesen“, „Benachteiligung in Gynäkologie und Geburtshilfe“ und „Was sich ändern muss“ erläutert, wo Nachteile vorliegen.

Einer war der Schneidende, einer bleibt der Leidende

Will man einen fundierten Überblick über die Gendermedizin erhalten, so kann dieses Buch ein erster Schritt sein. Zur anfänglichen Auseinandersetzung mit der Thematik eignet sich das Werk wunderbar. Folglich kann es zur praktischen Umsetzung des Wissens behilflich sein, denn ist man eine Frau kann man das Wissen in Auseinandersetzungen mit Ärzten einbringen. Oft wird der Redefluss nach 14 bis 18 Sekunden durch den Arzt unterbrochen. Der Informationsfluss bricht ab. Hier kann mithilfe des Buches auf Gender-Unterschiede hingewiesen werden. Dies führt zwar nur zur akuten Situationsänderung, der große Wandel wird dadurch vermutlich nicht schneller stattfinden, doch auf einer persönlichen Ebene ist einer damit geholfen.

Fazit

Gerade als Frau ist man immer wieder von gewissen Ungleichbehandlungen betroffen. Sich diese aber schwarz auf weiß vor Augen zu führen ist teilweise schwierig und macht wahnsinnig wütend. Dieser Ärger betrifft dann das System, das Patriarchat, das Medizinstudium und dessen Inhalte und vor allem die fragilen Männlichkeiten, welche diese Strukturen leugnen. Doch Gendermedizin ist ein Faktor, welcher nicht verleugnet werden kann. Das Buch gibt einen Überblick und veranschaulicht, wie sich eine Daten-Lücke in der Medizin äußern kann. Und auch wenn mich der Inhalt wütend und teilweise hoffnungslos macht, so kann ich das Buch weiter empfehlen. Es ist aufrüttelnd, informativ und ein richtiger Schritt in eine gute Richtung.


Gendermedizin in Gesundheitsrisiko Weiblich

Gesundheitsrisiko: weiblich

Warum Frauen von der Medizin falsch verstanden und schlechter behandelt werden
von Dr. med. Werner Bartens

Heyne Verlag
288 Seiten, Deutsch, Paperback

€ 20,60
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Sozialarbeiterin - Studentin - Buchliebhaberin - little littel coffeenerd und ein bisschen in love mit Autos