Filmstil aus Winter Boys
Foto: Crossing Europe

Winter Boy

Der Film vom französischen Regisseur Christophe Honoré behandelt den Verlust eines geliebten Menschen und den Weg einer Familie durch die schmerzhaftesten Phasen der Trauerbewältigung. Fragt sich nur, heilt Zeit wirklich alle Wunden?

Lucas, von Paul Kircher gespielt, wohnt in einem Internat etwa eine Stunde von seinem Elternhaus entfernt, als er eines Nachts unsanft von seiner Familie geweckt wird. Unerwartete nächtliche Besuche bedeuten meist nichts Gutes, die Nachricht des plötzlichen Ablebens seines Vaters war allerdings das Schlimmste was Lucas erwarten konnte. Ein Kampf zwischen Trauer, Wut und des finden des eigenen Platzes in der Familie beginnt.

Winter Boy lebt vor allem von den tollen schauspielerischen Leistungen der Hauptcharaktere und bewegt sich immer wieder an der Grenze des Ertragbaren. Familiärer Zusammenhalt und zwischenmenschliche Beziehungen schaffen es aber immer wieder einen Lichtblick in all der Trauer durchscheinen zu lassen. Als Lucas zur Trauerbewältigung mit seinem Bruder Quentin eine Woche nach Paris geht, beginnt jedoch alles aus dem Ruder zu Laufen.

vive la france, vive les mamans

Rotwein, Unmengen an Zigaretten, Sex und politische Auseinandersetzungen. La Lycéen, wie der Film im Originaltitel heißt, beinhaltet also viele französische Kultur-Klischees. Wenn diese auch nicht zur Bewältigung von Trauer beitragen, sind sie dennoch ständige Begleiter. Als es beim Leichenschmaus zu einer hitzigen und unter Rotwein-Einfluss geführten politischen Debatte der Verwandten und Bekannten der Familie kommt, eskaliert die angespannte Situation und endet in einer handgreiflichen Auseinandersetzung der Brüder Lucas und Quentin.

Mutter Isabelle, herausragend gespielt von Juliette Binoche, gelingt es schließlich die beiden Streithähne zu beruhigen. Anfangs noch als gute Idee betrachtet, erlaubt sie anschließend Lucas mit seinem Bruder mit nach Paris zu gehen. Während in der Hauptstadt langsam alles aus den Fugen gleitet, wird auch immer wieder das Leid von ihr abgebildet. Doch wann hat eine sich sorgende Mutter Zeit eine trauernde Ehefrau sein?

Filmstil aus Winter Boy
Foto: Crossing Europe

Fazit

Winter Boy überzeugt vor allem durch die bereits erwähnten schauspielerischen Künste und man fühlt ab der ersten Sekunde mit den verschiedenen Charakteren mit. Christophe Honoré ist es außerdem gelungen die schwersten Stunden einer Familie perfekt ins Bild zu setzen und wohl jeder Besucher fühlt sich in irgend einer Weise angesprochen. Obwohl aufgrund manch gezeigter Szenen mehrmals der Drang zur Flucht aus dem Kinosaal hochkommt, schafft es der Film aber immer in den richtigen Momenten einen objektiven Blickwinkel einzuführen. So werden die Situationen zwar nicht harmloser, aber ertragbarer.

Weiteres Screening; Sonntag, 30. April, 17:30 Uhr – City Kino


Filmplakat Winter Boy

Le lycéen / Winter Boy

Regie: Christophe Honoré

122 Minuten / Französisch / OmdU / OmeU
Mit Paul Kircher, Vincent Lacoste, Juliette Binoche, Erwan Kepoa Falé, Adrien Casse

Der Gymnasiast / Salzgeber


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