Seitengasse in Tokio
Foto: Alex Knight

Michiko Aoyama: Frau Komachi empfiehlt ein Buch

Was hilft, wenn das Leben grau ist? Wenn der Alltag festgefahren scheint, und die Zeit viel zu schnell und viel zu langsam gleichzeitig vergeht. In dem Roman „Frau Komachi empfiehlt ein Buch“ von Michiko Aoyama werden Wörter zu Licht, Seiten zu Wegweisern und Bücher zu Neubeginnen.

Fünf sehr unterschiedliche Menschen geraten mehr oder weniger zufällig an die Bibliothekarin Frau Komachi. Dort bekommen sie eine zunächst eigenartige Buchempfehlung und eine Zugabe. Alle fünf Menschen befinden sich an einem Wendepunkt, einer Lebenskrise. Manche haben schon den Entschluss zur Veränderung gefasst und finden in den Büchern die Überwindung, es tatsächlich zu tun. Für Andere kommt erst bei der Lektüre der erste Funken Hoffnung.

Raus aus dem schwarzen Loch

Für die junge Verkäuferin ist es furchtbar, die Bewunderung ihrer alten Freundin aus dem Dorf ihrer Kindheit zu hören. Es stimmte grundsätzlich, sie ist in der Modebranche in Tokio beschäftigt. Aber ihr Leben ist eben nicht aufregend und „cool“. Sie ist unglücklich und vernachlässigt sich selbst. Auf der Suche nach einem Ausweg findet sie sich in der Bibliothek eines Gemeindezentrums wieder. Dort trifft sie Frau Komachi und bekommt eine ungewöhnliche Buchempfehlung.

So oder so ähnlich geht es dem Buchhalter, der eigentlich Antiquar werden will. Den Mut, an seinen Traum zu glauben, gibt ihm ein aus einer Buchempfehlung resultierendes Gespräch. Der Redakteurin, der die Familiengründung einen Strich durch den Karriereplan gemacht hat und die seitdem ihre Unzufriedenheit unterdrückt, zeigt das Buch von Frau Komachi einen Ausweg. Auch dem arbeitslosen Zeichner hilft ein Buch, wieder Struktur in sein Leben zu bringen und wieder Selbstbewusstsein in der eigenen künstlerischen Arbeit zu finden. Selbst einen Pensionisten, der mit der Arbeit auch jeglichen Sinn des Lebens verloren hat, bringt eine Buchempfehlung wieder in Schwung.

Fünf Krisen, eine Bibliothek 

Der Roman setzt sich aus fünf einzelnen Geschichten zusammen. Sie sind alle sehr ähnlich aufgebaut und fließen manchmal etwas ineinander. Dadurch entsteht allerdings eine Vorhersehbarkeit, die Krise, das Buch, das Gespräch und der Wandel. Nach der dritten Geschichte erwartet man dann doch etwas Abwechslung. Die Sprache und der Schreibstil passen sich der Persönlichkeit der jeweiligen Figur an, dadurch wirken diese sehr echt. Vor allem die junge Verkäuferin hat mit „cool“ ihr sprachliches Leitmotiv bekommen. 

Fazit

Die unterschiedlichen Lebenskrisen und die Hoffnungen der Figuren sind sehr nachvollziehbar. Auch wenn die Lösungen vielleicht für das echte Leben ein bisschen zu „einfach“ wären, ergeben sie eine nette Geschichte, oder auch fünf. 


Cover Frau Komachi empfiehlt ein Buch

Frau Komachi empfiehlt ein Buch

von Michiko Aoyama

Kindler
284 Seiten, Deutsch, gebundene Ausgabe

€ 22,70 – jetzt bestellen

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Für den Kopf im Labor, für die Seele am Schreiben. Wenn ich über ein gutes Buch rede, einfach unterbrechen. Das könnte sonst lang dauern.