Arielle ist anders - Die Einsamkeit der Ersten ihrer Art
Foto: Geoffroy Hauwen

Arielle ist anders

Arielle kann nicht schwitzen, sie hat kaum Zähne und mehr als schütteres Haar. Im Debütroman von Mattias Gruber „Die Einsamkeit der ersten ihrer Art“, wird eine verzweifelte und düstere Seite der Gesellschaft beleuchtet.

Arielle und ihr Vater entsorgen das, was vom Leben der Menschen übrigbleibt. All die Dinge, die irgendwann jemandem wichtig waren, bringen sie zum Müllplatz. Dort hat Arielle einen Freund, der wie sie, anders ist. Er sticht heraus, in der rechten, rauen Szene am Müllplatz, mit seinem Blick für das Schöne und seiner Liebe zu Kleidung und Make-up. Vom Müllplatz bringen Arielle und ihr Vater alte Festplatten, Speicherkarten und Handys nach Hause. Ihr Vater sucht nach vergessenen Bitcoins und Arielle findet gespeicherte Existenzen.

Paula ist erfolgreich

Eine dieser Existenzen ist Paula. Eine schöne junge Frau, mit deren Bildern Arielle sich einen erfolgreichen Kanal in den sozialen Medien aufbaut. Endlich bekommt sie die Anerkennung und die Liebe, die sie verdient. Endlich will sich der eine Junge mit ihr treffen, endlich ist sie jemand. Doch sie ist nicht Arielle, sondern Paula. Auf dieser hohlen Existenz baut Arielle mit ihrer Mutter eine wackelige Realität auf. Der Zusammenbruch ist von Anfang an spürbar.

Der Untergang ist langsam

Währenddessen lebt Arielle das Leben eines normalen Teenagers. Nur, dass sie eben nicht normal ist. Im Hintergrund baut der Autor eine subtile, apokalyptische Stimmung auf. Steigende rechtsradikale Szenen am Müllplatz, wahrscheinliche sexuelle Übergriffe und gigantische Waldbrände drücken einem beim Lesen auf die Brust. Wie eine böse Vorahnung. Es gibt nichts Auflockerndes oder Heiteres. Kein ablenkender Humor, keine netten Sidestories.

Fazit

Mit unglaublichem literarischem Geschick und mit viel stilistischem Feingefühl hält Matthias Gruber ein düsteres Bild hoch. Bei genauerer Betrachtung ist dieses Bild ein schmutziger Spiegel. Schwere Themen und ein sehr unbefriedigendes, offenes Ende machen dieses Buch zu harter Lektüre. Allerdings zahlt es sich allein wegen der feinfühligen Art zu schreiben aus, dieses Buch zu lesen. Dieses Buch beschreibt mit einem leichten Touch Fantasie die harte Lebensrealität der sozialen Medien.


Die Einsamkeit der ersten ihrer Art

von Matthias Gruber

Jung und Jung Verlag
304 Seiten, Deutsch, gebundene Ausgabe

€ 23 – jetzt bestellen

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Für den Kopf im Labor, für die Seele am Schreiben. Wenn ich über ein gutes Buch rede, einfach unterbrechen. Das könnte sonst lang dauern.