Friedberg: Queens Working Out
Hardcore Workout Queen, das Debutalbum der österreichisch-britischen Indie-Rock-Band Friedberg, wurde am Donnerstag im Posthof präsentiert. Support? Cousines Like Shit und MØAA, die unterschiedlicher nicht sein konnten.
Donnerstagabend, Posthof Linz. Full House am Linzer Zeitkulturhafen. Kein Wunder, war doch Josef Hader im Großen Saal zeitgleich zu Gast. Gut 200 Leute werden es aber dann doch gewesen sein, die Friedberg samt ihrem Debutalbum live sehen wollten. Den Anfang machte aber MØAA, die im Zuge der Liveurope-Mitgliedschaft des Posthofes den Abend eröffnen durften. Nun, Live-„Europe“ ist in diesem Falle wohl ein bisschen übertrieben – stammen MØAA doch aus Seattle. Die Wiege des Grunge kann das Trio nicht ganzverleugnen, hat aber die musikalischen Wurzeln dann doch im Shoegaze und Dream Pop. Ein bisschen Chelsea Wolfe scheint da auch drinnen zu sein, ein bisschen 90er-Indie auch, und das Ergebnis ist ein sehr ins Trommelfell einbrennender Mix. Jaywalker heißt ihre zweite Platte und kriegt an dieser Stelle dann auch gleich mal eine Plattenhörempfehlung!
Weiter ging es dann mit heimischer österreichischer Kost und dem Duo Cousines Like Shit. Cousines Like Shit? Duo? Da stimmt doch was nicht? Stimmt, tat es auch nicht. Cousines Like Shit sind mit Avant Trash nämlich gewohnterweise schon als full band unterwegs – an diesem Abend nicht. Da wird die Band nämlich auf das wesentliche reduziert – die Cousinen Laura und Hannah Breitfuss. Die Musik kommt an diesem Abend vom Handy, pardon, Band-y. Was das Ergebnis ist? Schwer zu sagen.
Denn wenn man die Full-Live-Band-Versionen von Barbie, Ziggy Ziggy und die neue Single NO kennt, ist das Konzerterlebnis dann schon ein, nunja, Anderes. Wenn man eben diese Full-Band-Show erwartet hat, dann umso mehr. Lässt man das aber beiseite und nimmt die Performance als das wahr, was sie war: Das ist Avant Trash in Reinkultur. Geübte Dancemoves inklusive. Cousines Like Shit in Rohfassung quasi. Eh nett – aber dann das nächste Mal wieder mit Band, bitte. Gelegenheit dazu gibts am 2. Mai in der Stadtwerkstatt.
Headliner des Abends: Friedberg. Die Formation rund um Anna F., die man hierzulande eher von den Pop-Bühnen kennt, existiert in dieser Form seit 2018. Benannt nach Anna F’s Heimatort Friedberg, einer, nunja, nicht gerade als Metropole bekannten Siedlung im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Friedberg selbst ist ein Indie-Rock-Projekt, wie es kosmopolitischer nicht sein könnte. L.A., London, Berlin, Österreich – alles vertreten. Hardcore Workout Queen heißt das Debutalbum, das nun endlich erschienen ist. Freilich nachdem die Singles Go Wild, Yeah und Lizzy bereits vorher für Aufsehen sorgten. Gepaart mit einer hervorragend aufgelegten Liveband – hier hervorzuheben die entfesselte Emily Linden an der Gitarre – sorgen Friedberg für Party.
Dass Anna F. stimmlich auf der Höhe ist – geschenkt. Dass manchmal bekannte Pop-Hooks vielleicht ein bisserl zu viel eingesetzt werden – eigentlich wurscht. Denn Friedberg schaffen eine Wohlfühlatmosphäre auf einem Konzert, wo die Versammelten gerne abtanzen und sich bewegen. Venice 142, My Best Friend, und auch Grauzone durfte mit einem Eisbär-Cover vertreten sein. An der Setlist fehlt garnix, soundtechnisch klingt das Ganze auch on top. Das Konzert macht Spaß, die Menge tanzt, und Friedberg sind vor allem auch immer ein bisschen nahbar. Eine der besseren Live-Performances, die wir heuer gesehen haben, was Friedberg da auf der Bühne veranstalten. Gerne wieder!
Fazit? Ein schöner letzter Konzertabend für das Kalenderjahr 2024 im Posthof. Und ja, man muss es leider dazusagen, auch wenn es selbstverständlich sein sollte: schön, dass die Bühne zumindest für diesen einen Abend zu einem Großteil den Frauen gehörte!
Fotos: Christoph Leeb