Liveurope Festival 2024
Zwei Abende, 11 Acts und unglaublich viel Abwechslung. Das brachte das Liveurope Festival, das das erste Mal in Linz stattfand. Der seit 2014 bestehende Zusammenschluss der besten Veranstaltungsorte des Kontinents bringt aufstrebenden Musiker:innen aus verschiedenen Genres auf die Posthof-Bühnen.
Seit 2021 ist der Linzer Posthof Member von Liveurope, einer Plattform von aktuell 24 ikonischen Venues von Lissabon bis Tallinn, Stockholm bis Mailand und Barcelona bis Warschau. Diese Konzertlocations wollen mit ihrer Zusammenarbeit die Vielfalt der außergewöhnlichen europäischen Musikszene fördern (mehr dazu hier).
Donnerstag: Showcases und Abwechslung
Das jährliche Zusammenkommen der Liveurope-Member findet immer in anderen Mitgliederlocations statt. Dieses Mal im Posthof, und am Abend gab es gleich fünf neuentdeckenswerte Bands zu hören. Keine je zuvor in Linz, und auch eher selten generell in der Alpenrepublik zu Gast. Den Anfang machten fc.kleinstadt – und der Name ist Programm. Kraftvolle Pop-Hymnen aktueller Prägung aus der schweizerischen, naja, sagen wir mal Prärie. „mit steigender drehzahl“ heißt die aktuelle EP, die problemlos zumindest als Support zu jedem Deutschpop-Konzert passen würde. Weiter ging es mit Kaery Ann, die sich dem Dark Folk verschrieben hat. Die aus Italien stammende Künstlerin beeindruckte einerseits mit einer verhältnismäßig stoischen Performance, andererseits aber auch mit einer Stimme, die auch Tage später noch nachhallt. Songs Of Grace And Ruin heißt die aktuelle Platte, die man getrost ins Plattenregal stellen kann. Wer Chelsea Wolfe mag, wird auch Kaery Ann lieben!
Von Dream Pop bis Alt-Rock
Kriss Krimm ist dann wiederum das Projekt von Kristina Smetanova. Zuhause in der Slowakei als Pianistin eher in klassischen Gefilden unterwegs, hat sie im Rahmen von Kriss Krimm Dreampop-Ambitionen musikalisch in ihr Schaffen hinzugefügt. Man merkt schnell, dass hier im Duo unterwegs jemand an den Instrumenten steht, der sie „von der Pike auf gelernt“ hat. Das sind solide Arrangements, das ist eine sehr gute Stimme, das ist ein Dreampop-Projekt, wie man es sich vorstellt. Erfindet das musikalische Genre-Rad jetzt nicht neu, ist aber für Dreampop-Fans jederzeit einen Abstecher wert.
Gänsehaut hinterlassen hat danach jedenfalls Lupina. Die isländische Singer/Songwriterin verkörpert das, was ihr Land oftmals auszeichnet, wenn man „Island“ und „Musik“ im Hinterkopf hat. Da gehts entweder laut zu wie bei Solstafir, oder verträumt wie bei den Folk-Pop-Aushängeschildern Arstidir – und Björk ist sowieso jedem Musikliebhaber ein Begriff. Lupina bespielt sicher von den Einflüssen her gesehen Letzteres – soulige Pop-Hymnen, die sie auf ihrem zweiten Album marglytta (zu Deutsch Qualle) präsentiert. Bühnenbild natürlich inklusive. Komplexe Klangstrukturen, Synthie-Effekte: Für jeden Indie-Fan ein Ohrenschmaus. Aber nicht nur für diesen, und mit Sicherheit das Highlight des Konzertabends. Chapeau!
Den Abend zu halbwegs später Stunde beschließen durfte Sara Parigi. Die Musikerin aus der italienischen Toskana kommt aus dem Alternative-Rock-Bereich, und genau das ist bei Sara Parigi auch drinnen. Stimme? Check! Begleitband gut! Sehr check! Leider reichen die Italienischkenntnisse dieses Autors nicht über ein paar Brocken hinaus, sodass der Konnex zu Sara Parigis Texten uns eher schwerfällt. Aber: Macht Spaß, dann gern auch wieder mal vor größerer Crowd!
Fazit
Ein schöner Konzertabend, der eher Showcase-Charakter hat, nicht nur ob der großen Anzahl an Bands und den kurzen Settimes. Aber man durfte hier neue Bands entdecken, die man sonst sicher nie live gesehen hätte. Und genau dafür ist der Posthof da – und dürfte es unserer Meinung nach gern öfters sein!
Tag 2: Party mit Camo & Crooked
Freitagabend, ausverkauftes Haus und zwei volle Stages, so sollte es sein. Am zweiten Tag des Liveurope Festivals wirds definitiv elektronischer. Schon bevor die österreichischen D&B-Superstars um halb 12 den großen Saal betraten, war das Publikum schon bester Stimmung. Begonnen hatte der Abend mit Poly Chain aus der Ukraine, gefolgt vom portugiesischen Duo sfistikated und den österreichischen Acts Secula und Ragemode.
Dass in unserer Stadt eine gute Club-Location fehlt, ist ja bekannt. Gut, dass der Posthof manchmal einspringt. Der große Saal wird zum Floor und auch auf der Galerie wird getanzt, sodass die Menge selbst nach einem zwei Stunden langen Set noch nicht genug hat. Also gehts danach im Foyer mit LynnMayya nahtlos weiter.
Fotos & Texte: a_kep, Christoph Leeb