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Happy

Mit Happy bringt Regisseur Sandeep Kumar ein berührendes Drama auf die Leinwand, das die Lebensrealität von Asylwerbern in Österreich zeigt. Inspiriert von seiner eigenen Familiengeschichte erzählt Kumar die Geschichte eines Vaters, der alles riskiert, um für seine Tochter in einem fremden Land bleiben zu dürfen.

Sandeep Kumar, der aus Indien stammende Filmemacher, hatte bereits vor zwölf Jahren die Vision, einen Film über die Parallelwelt der indischen Zeitungsverkäufer zu machen. Er widmete diesen Film seinem Vater, welcher eine ähnliche Geschichte hatte und für eine längere Periode getrennt von seinem Sohn Sandeep Kumar lebte. Für die Recherche zu Happy begab sich der Regisseur in die Lebensrealität der Protagonisten. Er besuchte ihre Arbeitsstätten und auch die im Film abgebildeten Männer-WGs. Unter dem Deckmantel, eine Story zu machen, sprach er mit den betroffenen Personen und bekam so einen sehr authentischen Einblick, der sich im Film widerspiegelt. Für Sandeep Kumar war es wichtig, die Geschichte aus der Perspektive eines Betroffenen zu zeigen, um dem Publikum die Chance zu geben, den Film mitzuerleben.

Was Happy glücklich macht

Foto: Diagonale

Happy ist vor zehn Jahren von Indien nach Österreich geflüchtet und steht nun kurz vor der Abschiebung. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, und die Frist für den Einspruch ist verfallen. Sein Traum von einem erfolgreichen Leben hat sich nicht erfüllt. Er lebt mit vielen anderen Männern in einer kleinen Wohnung, seine Habseligkeiten liegen neben der Matratze, auf der er schläft, und seine gesamte Kleidung passt in eine kleine Box. Happy befindet sich in einer Grauzone – mit der Aufforderung, das Land zu verlassen, aber ohne Aufenthaltstitel und Arbeitserlaubnis.

Sein Alltag ist – trotz fehlender Erlaubnis – geprägt von harter Arbeit. Mitten in der Nacht macht er sich mit seinem Fahrrad auf den Weg, holt die Zeitungen, verteilt sie und beginnt das Spiel von vorne, bis er abends nach Hause kommt und auf die schmuddelige Matratze fällt. Wie in einem Hamsterrad gestaltet sich sein Leben. Der einzige Lichtblick in der Woche ist der Besuch seiner Tochter Maya, die in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe untergebracht ist. Maya ist auch der einzige Grund, warum Happy weitermacht. Täglich riskiert er mit seiner illegalen Arbeit eine Inhaftierung und die darauffolgende Abschiebung. Doch das Risiko nimmt er in Kauf – nur, um seiner Tochter mehr bieten zu können als das Pittu-Spielen im Park.

Unglück im Unglück

Foto: Diagonale

Um aus der misslichen Lage herauszukommen und sich doch noch für das Sorgerecht von Maya und einen Aufenthaltstitel zu qualifizieren, kauft er mit dem Familienschmuck aus der Heimat ein altes Moped und beginnt, als Essenslieferant zu arbeiten. Immer mit dem Druck und dem Wissen, dass er, sollte er abgeschoben werden, seine Tochter nie wiedersehen würde. Für kurze Zeit ging es gut – er konnte aus der Männer-WG ausziehen, fand eine eigene Bleibe und verdiente „gutes Geld“. Doch wie auch beim Pittu-Spiel braucht es oft nur eine Unachtsamkeit, bevor alles zusammenbricht.

Der Regisseur zeigt in seinem Werk die bürokratischen Windmühlen, gegen die jede:r Asylwerber:in in Österreich – beziehungsweise in ganz Europa – kämpfen muss. Neben diesem energiezehrenden Kampf raubt auch die meist traumatisierende Fluchterfahrung den letzten Lebenswillen. Im Fall von Happy musste er mit ansehen, wie sein Bruder unter den unmenschlichen Bedingungen im Container während der Flucht ums Leben kam.

ein Bruchteil vom Budget

Innerhalb von nur 30 Drehtagen, mit gerade einmal fünf Prozent des eigentlichen Budgets und mit viel Unterstützung regionaler Unternehmen und Geschäfte wurde der Film produziert. Bevor Sahidur Rahaman für die Rolle von Happy gecastet wurde, gab es die Überlegung, einen echten Zeitungsverkäufer für die Rolle zu nehmen. Der Plan ging jedoch nicht auf. So kam Sahidur Rahaman zu seiner Rolle. Er meisterte die Herausforderung, innerhalb von nur vier Monaten „Deutsch“, beziehungsweise den lokalen Slang, zu lernen. Schauspielkollege Robert Richter sprach bei der Premiere auf der Diagonale nur in den besten Tönen von ihm und berichtete von emotionalen Momenten während des Drehs.

Happy begegnet einem mit so vielen Emotionen, dass sie kaum zu fassen sind. Als Zuschauer:in wird man mitten in die Welt des Protagonisten katapultiert und fühlt mit. Die fehlende Zukunftsperspektive, die passive Teilnahme am Leben, das ständige Warten auf das Ende des Tages und die Lethargie der jungen Männer brechen einem das Herz. Auf der anderen Seite schafft Sandeep Kumar ein liebevolles Gegengewicht zu dieser Tristesse. Die Liebe zwischen Maya und Happy ist unbezwingbar und echt. Trotz der vielen Stolpersteine, wie dem Tod von Mayas Mutter oder den fehlenden finanziellen Mitteln, haben die beiden eine Beziehung aufgebaut, die unerschütterlich scheint. Zumindest so lange, wie Happy in Österreich bleiben kann.

Der Regisseur spielt in Happy mit Mehrdimensionalität – nicht nur auf emotionaler Ebene, sondern auch thematisch. Ein Film, der berührt. In den österreichischen Kinos sollte der Film ab dem 30.05.2025 vertreten sein.


Happy

Regie: Sandeep Kumar

110 min, OmeU
Mit Sahidur Rahaman, Lilian Klebow, Roland Düringer, Robert Ritter uvm.

Mehr Information findest du hier.
Kinostart:30.05.2025


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