Cumilla und Simen, Filmstill aus Spermageddon
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Spermageddon: Eine Anal-yse

Wie der Titel Spermageddon bereits erahnen lässt, ist dieser Film vollgestopft mit Wortwitzen und Anspielungen. Der nicht allzu ernstzunehmende, doch durchaus ernsthaft produzierte Film bringt mit (Wort-)Witz und Charme die Hintergründe junger Lust auf die Leinwand.

Spermageddon ist ein norwegischer Animationsfilm, der mit Charme und von Musicaleinlagen begleitet, die Geschichte frischer Liebe und des ersten Mals erzählt. Das Publikum folgen Simen, einem wissbegierigen, smarten Spermium, der versucht sich als Einziger gegen das unausweichliche Schicksal und das riskante Vorhaben der Befruchtungsmission zu stemmen. Simen und seine Freundin Cumilla leben im Hodensack von Jens, einem Teenager, bei dem das erste Mal die Spermienzivilisation in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Spermageddon naht und ist nicht aufzuhalten. Die Reise von Simen und Cumilla, die schließlich doch dem natürlichen Lauf der Dinge nicht entkommen, ist begleitet durch Zwischenstücke erster sexueller Erfahrungen, ganz viel pointiertem Humor und einer wichtigen pro-choice-message.

Jens und Lisa, Filmstill aus Spermageddon
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Das Ziel des einen, die Katastrophe des anderen …

Im Publikum führen die gegensätzlichen Ziele der Helden unausweichlich zu einem inneren Konflikt. Ist der eine erfolgreich, bedeutet das für den anderen die gleichzeitige Niederlage. Obwohl sich die Geschichte auf die Reise Simens fokussiert, gilt es sich als Zuseher:in ständig zu entscheiden. Sollten mit Simen, dem sympathischen Samen, gehofft werden, dass er und seine Begleitung doch die Eizelle erreichen werden. Oder sollte sich auf die Seite Jens’ geschlagen werden: Ein unerfahrener und doch offener, motivierter und experimentierfreudiger Nerd, der noch viel zu jung ist, um ein Kind großzuziehen. Diese Gegensätzlichkeit konstruiert einen aufbauenden Erzählbogen, welcher dem Film die gewisse Spannung gibt und dem Ganzen eine Form.

Trotz der unseriösen Thematik bietet dieser Film eine technische Qualität in Bezug auf Animation, Musik als auch die Geschichte selbst. Zugegebenermaßen wurde das Rad nicht neu erfunden, doch bringen die Regisseure Tommy Wirkola und Rasmus A. Sivertsen eine wichtige Thematik in die Kinos, welche sie verstehen, locker und lustig aufzubereiten. Warum dabei nicht auf funktionierende Schemata zurückgreifen, die Charaktere einer klassischen Superhelden-Geschichte überspitzt einzubauen und in diesem Zusammenhang eine gewisse Nostalgie an altbekannte Filme herzustellen? Die nach den klassischen Methoden und Mustern erzählte Geschichte funktioniert. Die allbekannten Abfolgen geben dem Film einen schönen Rahmen, ohne dabei störend vorhersehbar zu sein.

Fazit

Spermageddon ist ein lustiger, nicht zu ernst genommener, aber doch mit gewisser Ernsthaftigkeit produzierter Film, der versucht, Aufklärung einen neuen Hut aufzusetzen. Wie ein Disclaimer zu Ende des Films nochmal deutlich macht, handelt es sich dabei um eine fiktive Reise ohne Realitätsbezug. Dieser Film brilliert außerdem durch die Liebe zum Detail. Bei näherer Betrachtung lassen sich noch so einige Anspielungen an vergangene Filme und weiteren weniger offensichtlichen Wortwitzen, finden. „Spermageddon“ ist ein Film, der Spaß macht und den ich mit bestem Gewissen empfehlen kann.


Spermageddon

Regie: Tommy Wirkola, Rasmus A. Sivertsen

Norwegen 2024, 79 Minuten, Norwegisch OmeU


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filmfestival linz
29 april – 04 mai 2025
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