How to be Normal and the Oddness of the other world
Florian Pochlatkos Film How to be normal and the oddness of the other world zeigt eindrucksvoll, wie brüchig unsere Vorstellung von Normalität ist. Hinterlegt mit starken Bildern, Musik und emotionaler Tiefe.
Wenn ein Film schon im Titel „Normal“ enthält, kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Geschehnisse im Film nicht unbedingt die Normalität abbilden. Eine Normalität, die sich von der Gesamtgesellschaft so dringend gewünscht wird. So ist es auch im Debüt von Florian Pochlatko. Der Filmschaffende bezeichnete sich bei der Eröffnung selbst als Kind der Diagonale und hat mit seinen Filmen bereits einige Preise abgeräumt. In der Musikszene ist er ebenso tätig und produziert Musikvideos. So ist es nicht verwunderlich, dass im Film selbst auch die Musik von vielen österreichischen Künstler:innen vertreten ist.
WAs ist schon Normal
Mit dem Film How to be normal and the oddness of the other world lässt er uns in die Welt von Pia (gespielt von Luisa-Céline Gaffron) eintauchen. Pia ist Mitte 20 und ihr Leben steht Kopf. Die inneren Gefühle haben längst die Oberhand gewonnen und zerreißen die junge Frau von innen. Frisch aus der Psychiatrie entlassen, muss sie zurück zu ihren Eltern und versucht, zwischen der elterlichen Beziehung, ihrem Ex-Freund und dem täglichen Medienwahnsinn zu navigieren. Trotz medikamentöser Ausstattung und erlernter Copingstrategien ist die Realität nicht tragbar.
Florian Pochlatko zeigt in seinem Film, dass die Antwort auf den Wahnsinn, der sich eben in der Welt abspielt, nicht unbedingt darin besteht, die Normalität mit Biegen und Brechen aufrechtzuerhalten. Die Antwort könnte auch Wahnsinn sein. Dieser Wahnsinn ist auch im Stil selbst eingeflossen. Schnelle Schnittfolgen, unterschiedlichste Formate, das Durchbrechen der vierten Wand und vieles mehr wurden als Mittel hergenommen, um die Normalität auszublenden.
Ich bin ICh
In einem Moment der Verzweiflung im Film wurde auf den Kinderbuchklassiker von Mira Lobe zurückgegriffen. Die Autorin ist eine der vielen österreichischen Künstler:innen, die im Film eingeflochten wurde. Neben ihr sind auch einige heimische Influencer Teil des Films.
Der Film begeistert durch seine konkrete, ungeschmückte Darstellung von psychischen Krankheiten und vor allem, wie sich das Leben einer Familie durch eine Krankheit verändern kann. Es werden Co-Abhängigkeiten sichtbar gemacht sowie die Hilflosigkeit des sozialen Netzwerks der Protagonistin. Auch die Darstellung der jeweiligen Episoden, in denen die Krankheit die Überhand gewinnt, gibt einen Einblick in die Welt von psychisch erkrankten Personen – und im Umkehrschluss hoffentlich auch mehr Verständnis für diese.
Am Ende lässt einen der Film verwirrt im Kinosessel zurück, und teilweise hatte man das Gefühl, nicht alles mitbekommen zu haben. Nach und nach setzt sich die Geschichte wieder im Kopf zusammen, aber der Wahnsinn, so wie er im Film dargestellt wurde, lässt sich nicht verstehen. Muss man aber auch nicht. Ob es nun ein Ausschnitt eines Loops ist oder nur die Erzählung selbst, kann wahrscheinlich nur von Florian Pochlatko selbst beantwortet werden. Eine Portion Verwirrtheit am Tag tut bekanntlich auch gut – und so auch der Film. Soweit bekannt, sollte der Film im Herbst veröffentlicht werden, und da kann man sich schon mal ein Filmdate einplanen.
How to be Normal and the Oddness of the other world
Regie:Florian Pochlatko
90 Min, Deutsch
Mit Felix Pöchhacker, David Scheid, Oliver Rosskopf, Luisa Gaffron, Elke Winkens, Cornelius Obonya
Mehr Informationen findest du hier.
Kinostart: 19.09.2025
Festival des österreichischen Films
27. März – 1. April 2025. Graz
www.diagonale.at