Szene Openair 2013

Das Festival der Highlights: Das Szene Openair 2013 in Lustenau am Alten Rhein konnte mit wirklich viel guter Musik aufwarten, Neuentdeckungen inklusive. Fotos und Berichte aus drei Tagen Festival, in chronologischer Ordnung.

Tag 1

Schon am ersten Tag durften Acts mit klingenden Namen aufspielen und  auch in Sachen Musikgenres war für jedeN etwas dabei. So trat neben Bosse, Tonbandgerät und anderen, von denen es hier leider keine Fotos gibt, die Rapperin und Poetin Fiva auf. Ihr Konzert gehört zu jenen, die sich mit einem Wort – „schön“ – perfekt beschreiben lassen. Mit einem langen, glücklichen „schön“, um genau zu sein.

Mit Rap ging es auch auf der zweiten Bühne im Zirkuszelt weiter. Chakuza (Linz/Berlin) stellte dort unter anderem die Songs seines neuen Albums „Magnolia“ vor, das übrigens sehr zu empfehlen ist. Der neue Sound kam recht rockig daher und erinnerte dabei sehr an Casper, der ja im Vorjahr auf dem Festival aufgetreten war.

Mit Yellowcard und Archive standen dann noch zwei solide Rockbands auf der Bühne. Beide gaben ordentlich Gas, schafften es aber nicht, das wohl noch von der Anreise erschöpfte Publikum zum Abgehen zu bringen. Nicht dass alle ruhig geblieben wären, aber insgesamt war die Stimmung eher gemütlich als ausgelassen.

Tag 2

Das vierundzwanzigste Szene Openair sollte eines fast ohne Regen werden. So blieben die Temperaturen am Freitag unverändert heiß. Der Alte Rhein gleich neben dem Festivalgelände kam da sehr gelegen. Wem gar nicht nach Chillen war, der kletterte auf Bäume und spang von dort aus ins Wasser.

Früh am Nachmittag und wegen der Hitze noch eher schlecht besucht, startete dann auch das Konzertprogramm. High Heep durften als zweite Band an diesem Tag die Main Stage bespielen, nach Amplitune und auf der zweiten Bühne The Bänker in der wirklich unmenschlich frühen Stunde zwischen 12 und 13 Uhr. Auch High Heep kämpften noch mit einem verschlafenen bis nicht vorhandenen Publikum. Das Wasser hatte wohl die höhere Anziehungskraft. Dexico durfte anschließend auf der zum Saunazelt umbenannten Newcomerstage im Zelt spielen und überzeugte dort mit ihrem groovigen Sound.

Mit klOnk stand dann in pinken Overalls das erste Highlight des Tages auf der Bühne. Die Band, die nach Selbstbezeichnung „MiniRock“ macht, lieferte eine sehenswerte Performance ab und rockte dabei doch ganz ordentlich. Der Musik die Schuld am noch immer wenigen Publikum zu geben, scheint hier nicht gerechtfertigt. Das Konzert von Rainer von Vielen durfte schon ein recht gut gefülltes Gelände bespielen, und auch das Tanzen ließen sich die Leute nicht nehmen. Danach war noch The Grand Voice auf der Newcomerstage zu hören.

Das Konzert der Broilers war dann das nächste Tageshighlight, aber der Tag hatte noch mehr zu bieten. Energetisch, wie sich das für Punkrock gehört und nebenbei auch sehr sympathisch brachten die Broilers ihren Auftritt über die Bühne. Prinz Pi setzte den Trend fort und brachte die Leute schließlich zum Abheben (springen). Danach gab 17th Boulevard, trotz der noch immer anhaltenden Hitze auf der Zeltbühne, noch einmal mächtig Gas.

Schließlich der Act, auf den alle gewartet hatten: Deichkind! Die Hamburger beigeisterten mit einer bis ins Detail perfekt inszenierten Bühnenshow – inklusive selbstfahrenden Bühnenelementen und Umbau für jede Nummer. Von den vorigen Bands schon aufgeregt und in Stimmung, ließ sich das Publikum hier nichts mehr nehmen. Die Band spielte so gut wie alle ihrer Hits und wurde dabei exzessiv gefeiert. Oder, um es mit der Nummer zu sagen, die wohl seit ihrem Erscheinen immer dafür verwendet wird: Leider geil! Jedenfalls ordentlich Remmidemmi und am ganzen Festival unübertroffen.

Klangkarussell durften dann, nach Ewert And The Two Dragons auf der Zeltbühne, den etwas undankbaren Mitternachtsslot auf der Hauptbühne füllen. Undankbar darum, weil ihre Musik nach der Show von Deichkind einfach nur mehr als Chillout funktionieren konnte. Auch wenn die Musik sehr tanzbar klang, die Party war vorbei. Die Leute waren dennoch fast alle dageblieben.

Tag 3

Die Deichkind-Show hatte ihre Spuren hinterlassen. Statt mit Stroh war das Festivalgelände am Samstag dicht mit Daunen bedeckt, die im Laufe des Abends auch noch das eine oder andere Mal in die Luft fliegen sollten. Und auch an diesem Tag gab es eine unbedingt hörenswerte Neuentdeckung: Nach Minds Garden, I.O.N.U. und anderen betrat Müslüm die Bühne und sorgte nach einigem ungläubigen Staunen für Begeisterung. „So könnten Russkaja auf türkisch klingen“, kommt einem in den Sinn, wenn man über die Kostüme und den wunderbaren türkisch-schweizerischen Akzent des Sängers nachdenkt. Dabei spielt Müslüm auch gerne und großzügig mit gängigen „Ausländer“-Klischees (Stichwort: „ich bin so krimineeeell“). Insgesamt ein großartiger Auftritt.

Wenig später wurde das Publikum auch schon von Russkaja „therapiert“ und zum Schwitzen gebracht. Ein Gartenschlauch sorgte in den vorderen Reihen für Abkühlung. Russkaja sind ja schon zum Garant für Action und gute Stimmung geworden. So steckte auch in diesem Auftritt wieder viel „Energia“. Danach ging es im Zelt bei Brendan Adams etwas ruhiger zu, bevor dann Dark Tranquillity den Death-Metal auspackten. Wie gesagt, für alle etwas dabei auf diesem Festival. Effi bespielten anschließend die Newcomerstage – eine gelegene Verschnaufpause im Bandmarathon, aber auch eine sehr schöne (siehe Fiva).

Kraftklub gab dann wieder Schub und wurde der tanzwütigen Menge gerecht. Auch der einzige Regenschauer des Festivals konnte da nicht stören. Dazwischen spielte noch Dope D.O.D. im Zelt, aber mehr als „irgendwie komisch“ soll hier nicht darüber gesagt werden. Die Bühnenshow von Deichkind war zwar einfach nicht mehr zu toppen, aber auch die Parov Stelar Band verstand es aufs Beste, Stimmung und natürlich wunderbare Musik zu machen. Auf der Newcomerstage trat danach mit Grisskram ein leicht zu unterschätzender Act auf. Der Singer/Songwriter überzeugte durch seine gewaltigen Fähigkeiten auf der Gitarre – schaffte er es doch tatsächlich, seinen Gesang und das Gitarrenspiel durch Percussion auf demselben Instrument (!) zu begleiten. Als letzter Act betraten noch Hoffmaestro die Mainstage. Die boten für die Uhrzeit ungewohnt viel Action und gaben noch ein letztes Mal Gas. Von ihnen wird es übrigens bald ein neues Video geben, wie sie dem Publikum in Anbetracht der vielen Kameras auf der Bühne erklärten. Seinen Ausklang fand der letzte Abend dann im Zelt bei einem Set der Stereo Nerds.

Insgesamt hat sich die Reise nach Vorarlberg mehr als ausgezahlt. Die bekannten Acts wurden ihrem Ruf gerecht, und die eine oder andere Neuentdeckung bleibt in Erinnerung. Eine unglaubliche Menge an Bands in kurzer Zeit vor die Kameralinse zu bekommen, ist aus fotografischer Sicht ein netter Nebenaspekt. Das Festival selbst war für seine Größe noch recht gemütlich und auch die Lage am Rhein nicht ohne Bedeutung. Bleibt noch zu sagen: Weiter so, gerne wieder.