Crossing Europe 2015: Hubert von Goisern – Brenna tuat’s schon lang

Regisseur Marcus H. Rosenmüller steht außerhalb des Geschehens und gewährt einen Einblick in Hubert von Goiserns Lebenserfahrungen. In der idyllischen Umgebung, mitten auf dem Hallstättersee, erklärt der Musiker, warum sein Name ein Racheakt war und warum er gern hupft.

Der Film erzählt die Geschichte des „Alpenrebells“ Hubert von Goisern. Die Zeitreise beginnt am Ursprungspunkt im Kurort Bad Goisern, den Hubert Achleitner als altmodisch und spießig in Erinnerung hat. Wo er als Kind leise sein musste, damit die Kurgäste ihre Ruhe hatten, da begann auch seine musikalische Karriere. Hubert hatte mit seinem Musiklehrer „ein Glück gehabt“ – so hat sein Lehrer ihn nie als „faulen Hund“ bezeichnet, sondern übte mit ihm oft wochenlang geduldig die gleiche Zeile.
Da Bad Goisern wohl zu den Orten mit der größten Musikkapellendichte in ganz Österreich gehört, war es kein Wunder, dass auch Hubert von Goisern Teil einer solchen wurde. Nach einem Streit mit dem Kapellmeister – Grund dafür waren seine langen Haare – verließ der „Sturschädl“ die Musikkapelle und versuchte sich an der Gitarre. Als er von einer Reise zurückkam, wartete sein Großvater mit einem Geschenk auf ihn: „A Steirische“. Lange blieb diese in einer Ecke stehen und erst bei einem etwas höheren Alkoholkonsum wurde ihm bewusst, das eine Steirische nicht unbedingt traditionell klingen muss.

Zu Beginn des Films fährt Hubert mit seinem Boot hinaus auf den Hallstättersee und gewährt den Regisseur Marcus H. Rosenmüller einen tiefsinnigen Einblick in seine Lebensgeschichte. Er erzählt ruhig und bestimmt was gut war in seinem Leben und was nicht. Von seiner langen Anlaufzeit bis zum endgültigen Erfolg. Immer wieder werden Konzertausschnitte, Interviews und Fernsehauftritte eingeblendet, um das Erzählte zu verbildlichen. So lernt man den außergewöhnlichen Menschen Schritt für Schritt besser kennen und verstehen.
Man merkt auch, dass für den Film einige Stunden in den Archiven verbracht wurden. So findet man schon fast vergessene Aufnahmen von der Sendung „Nase vorn“ oder auch unveröffentlichte Bilder aus Huberts Jugend.

Auch sein etwas unübliches Projekt im Zuge der Linz09 Kulturhaupstadt kam vor – wo er mit einem Frachtschiff entlang der Donau Konzerte spielte. Der Filmemacher Marcus Rosenmüller vermittelt gerade von der Zeit, wo Hubert mit seinem Team quer durch Europa tourte, ein sehr intimes Bild des „Alpenstars“. Und schafft es nicht nur, seinen Werdegang perfekt in einem Film zu verpacken, sondern auch die Ansichten und Lebensweisheiten von Hubert von Goisern klar hervorzubringen, ohne kitschig zu wirken. Nämlich die Einstellung, dass man den Ist-Standpunkt so nehmen soll wie er ist, und nicht stundenlang überlegen soll warum und wieso es so gekommen ist – ändern lässt es sich erst in der Zukunft. Zwischendurch lassen Anekdoten immer wieder schmunzeln, wie auch das Geschichte eines Wirten, der beim Anruf für die Wirt’z’haus-Tour glaubte es handelte sich um einen Ö3-Callboy Anruf.

Der Funke springt bei diesem qualitativen Porträt auf jeden Fall über und lässt den „Alpenrebell“ weiter „brenna“. Ein Film, den man sehr empfehlen kann und für den sich ein Besuch ins Kino auf jeden Fall auszahlt.

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