© Ines Bacher

Interdisziplinäres Kräftemessen: MARK FELL bei den Wiener Festwochen

Wenn sich ein Konzert wie eine Zerreißprobe anfühlt: Im Rahmen der Wiener Festwochen darf Mark Fell sein Œuvre dem österreichischen Publikum vorstellen. Die Geduld der Besucherinnen wird vom Briten und Gästen wie dem syrischen Multiinstrumentalisten und Komponisten Khyam Allami oder der Sopranistin Olivia Salvadori hart auf die Probe gestellt.

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Geduld ist, wie wir alle wissen, eine Tugend. Eine, die uns gesellschaftlich immer mehr abhanden kommt. Während die ganze Welt hetzt, stresst und wir mittendrin von Termin zu Termin eilen, zieht der britische Künstler Mark Fell die Handbremse an. „Time Diagram For The Nondimensional Listener“, so der Name seines erdachten Stücks bei den Wiener Festwochen, setzt auf Kontemplation. Die Performance lehnt sich dabei auf, nicht laut, sondern mit Ruhe und Besonnenheit und schafft damit einen bewussten, erfühlbaren Raum für Andacht und Behutsamkeit.

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Das Publikum hat nicht vor, sondern auf der Bühne (!) der Halle G im Museumsquartier freie Platzwahl. „Time Diagram For The Nondimensional Listener“ ist ein live dargebotenes Konzert, welches mit zusätzlichem Audio-Livestream aufgewertet wird. Es ist auch möglich, sich interaktiv in die Aufführung einzuklinken. Es wird beim Betreten eine Karte mit einer Internetadresse ausgehändigt, die es aufzusuchen gilt. Leider hat es kurz vor der Vorstellung nicht funktioniert, sich online einzuloggen. Nachfolgend herrscht eine meditative Zurückhaltung vor, die fordert und auch erstmal überfordert, weil damit die Vorstellungen der Besucher unterlaufen werden. Hier wird nichts ausstaffiert. Allami entlockt seinem Saiteninstrument Töne, die kurz und knapp daherkommen, eher den Raum damit bezeichnen als ihn auszufüllen und Salvadori fügt Töne und Laute hinzu, welche die Darbietung noch unwirklicher erscheinen lassen. Greifbar und eingängig ist die Performance von Fell damit nicht. Ganz im Gegenteil. Es erfordert Konzentration, um nicht abzudriften und den Faden zu verlieren. Dieses dreistündig dargebotene Bühnen-Diagramm bleibt bis zum Ende beschwerlich und nebelhaft.

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