Qualityland
Foto: chuttersnap

Qualityland

Wie schwer kann es eigentlich sein, einen fälschlich gelieferten Delfinvibrator zurückzugeben? Einfache Antwort: Ungeahnt schwer! Nachdem ich jetzt Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit habe, möchte ich Sie nach Qualityland einladen.

Peter A. ist Maschinenverschrotter. Naja eigentlich ist er garnicht Maschinenverschrotter. Früher war er Maschinentherapeut, aber seit die Regierung Therapie als eine Art Reparatur betrachtet und das Konsumentenschutzgesetz Reparatur verbietet, musste er umschulen. Eines Tages, als Peter A. gerade nach Hause kommt, wartet bei seiner Eingangstür schon eine fliegende Lieferdrohne auf ihn. Nachdem der Onlineshop „TheShop“ den Bestellvorgang vereinfacht hat und den Kunden ihre Sachen ganz unkompliziert zuschickt ohne diese überhaupt bestellen zu müssen, sind diese Drohnen quasi überall. Da „TheShop“ in Wahrheit alle anderen Onlineversandhäuser verdrängt hat, ist dieses Meisterwerk auch garnicht so schwer. Informationen über ihre Benutzer haben sie schließlich genug – und so können sie sogar unbewusste Wünsche erfassen und ruckzuck liefern.

So kommt Peter also ungewollt in den Besitz des rosa Delfinvibrators. Hier muss es sich doch schlicht um einen Fehler handeln. Mit dieser Grundannahme im Gepäck, macht er sich auf den Weg, um das Rätsel um den mysteriösen Vibrator zu lösen. Wie schon vorher kurz erwähnt, kommt alles ganz anders als gedacht.

Über Qualityland ist noch interessant zu wissen, dass Maschinen, Drohnen, Androiden und so ziemlich alles, was in irgendeiner Form mit künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet werden kann, der Menschheit mittlerweile fast jede Aufgabe abnimmt. Aber da diese KI ja auch von Menschen lernt, kommt es daher immer wieder zu eher unvorteilhaften Situationen für diese. Neben Drohnen mit Flugangst, Killerrobotern mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) und Sexrobotern mit Erektionsproblemen versucht jetzt auch noch ein Roboter, Präsident zu werden. Das stößt einigen natürlich bitter auf, dabei hat der Androide „John of Us“ doch eigentlich nur Gutes im Sinn.

Wir dürfen bei alldem allerdings nicht vergessen, dass Peter A. nicht einfach nur Peter A. ist. Nachdem das Land in Qualityland umbenannt wurde und in so einem Land natürlich auch nur Qualitätsmenschen wohnen, wurden kurzerhand auch alle Nachnamen angepasst. Namen wie Schneider und Wagner passen da nicht in die neue „Country Identity“, erinnern sie doch mehr an das finstere Mittelalter. Infolgedessen hat die von Qualityland beauftragte Werbeagentur WWW („WeltWeiteWerbung“) beschlossen, den Jungen und Mädchen im Land den Beruf des Vaters oder Mutter zum Zeitpunkt der Zeugung zu geben. In diesem Sinne ist der Held dieser Geschichte kein anderer als Peter Arbeitsloser. Aber sie werden sich sicher freuen, auch Melissa Sexarbeiterin, Kiki Unbekannt sowie Martyn Vorstand und Juliette Au-Pair-Mädchen kennenzulernen.

Fazit

Marc-Uwe Kling kennen die meisten von uns als Autor der erfolgreichen Känguru-Chroniken Reihe. Als Kabarettist und auch Liedermacher hat er hier ein neues Meisterwerk geschaffen. Eine Gesellschaftssatire vom Feinsten. Das Buch steckt voll subtiler Anspielungen, bei den man oft nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Ich bin normal nicht so der Typ, dem beim Lesen ein Lächeln entfleucht oder der den Kopf schüttelt, aber dieses Buch lohnt sich wirklich. Egal was Sie gerade lesen, lesen Sie es fertig und kommen Sie dann mit nach Qualityland.

Qualityland

von Marc-Uwe Kling
384 Seiten, Taschenbuch
Ullstein Verlag

€ 11,40
Jetzt bestellen!

Disclaimer: Wir bekommen für die Artikel keine Bezahlung und verdienen auch nichts an Affiliate-Links. Aber wir unterstützen gerne den lokalen Buchhandel und empfehlen, nicht bei Amazon zu kaufen.