Mermaids dont cry
Foto: Prisma Film

Mermaids don’t cry

Meerjungfrauen weinen nicht. Meerjungfrauen verkaufen ihr Hab und Gut auf willhaben um sich eine Flosse zu kaufen. Sie haben eine rücksichtslose beste Freundin, zwei ungefragte Kinder, einen schein­behinderten Vater und einen Lover der keine Konsequenzen kennt. 

Annika ist eine Meerjungfrau. Sie schwimmt in den Tiefen des Ozeans. Zumindest in ihrer Vorstellung. In echt schwimmt sie im Hallenbad und die Flosse reißt. Im Internet erspäht sie ein Glanzstück. Eine handgefertigte, mit einzelnen Schuppen eingesetzte, schimmernde Silikonflosse. Ein Traum! Doch dieser Traum kostet beinahe 2500 Euro. Im Monat verdient sie nicht einmal die Hälfte in ihrem Job als Supermarktkassierin. 

Meerjungfrauen haben ein fragwürdiges Support System

Annika träumt davon auszubrechen, im freien Meer zu schwimmen. Denn sie war noch nie am Meer. Aber sie ist jedoch mit sehr realen Problemen konfrontiert. Ihr Vater, der seit Jahren vorgibt im Rollstuhl zu sitzen, sitzt plötzlich vor ihrer Tür. Er will einziehen, weil ihn seine Freundin rausgeschmissen hat. Annikas beste Freundin Caro hat zwei Kinder, die sie regelmäßig bei ihr absetzt, um auf Dates zu gehen. Ihre esoterische Chefin muss Leute entlassen, und Annika war noch nie Mitarbeiterin des Monats und ist regelmäßig zu spät. Da kommt ihr die Scheinbehinderung ihres Vaters dann doch ganz gelegen, um ein paar Sympathiepunkte zu sammeln. 

Meermänner gibts im Hallenbad

Im Hallenbad trifft sie Marc, ihren scheinbar perfekten Meermann. Nach einem Rendezvous geht der aber nicht mehr nach Hause, und zieht wie ihr Vater und die Kinder ungefragt ein. Aber Annika träumt davon auszubrechen. Sie träumt von einem besseren Leben, fernab der Realität. Als Meerjungfrau mit Meermann. Ihre idealisierte, märchenhafte Fantasie ist eine Metapher für die Flucht aus dem Leben, für den Traum. Sie beginnt zuerst ihren Traum, die Flosse, in die Hände zu nehmen. Und im Verlauf des Films nimmt sie auch ihr Leben in die Hand. 

Komödie, haha?

Ein Traum, der kläglich scheitert, und gerade deswegen sich dann zum Besseren wendet. Es werden viele Themen aufgegriffen, die dann doch irgendwie ungelöst oder nur absurd gelöst bleiben. Ein neu erzähltes Märchen, dass keine Märchenelemente außer Absurdität in sich trägt. Laut der Regisseurin Franziska Pflaum wurde auch der Märchenanspruch nicht gestellt. Es sollte eine Komödie sein, die mit Stereotypen bricht. Doch der Film bricht auch teilweise tatsächlich mit Rollenklischees auf, auf eine Art und Weise, die alles andere als komödiantisch ist. 

Fazit 

Mermaids Don’t Cry ist eine Komödie in der sich viele grauenhafte Geschehnisse übereinander stapeln, gepaart mit einem geträumten Surrealismus. Nach dem Abspann gibts dann noch ein erzähltes Happy End. Die Charaktere sind düster und doch irgendwie gut drauf. Die schlimmen Ereignisse stapeln sich. Humoristische Highlights sind die Supermarktleiterin und eine ehemalige Angestellte, die nach ihrem Rauswurf auf ihre ganz eigene Art aufblüht. Wie ein Feelgood-Movie gebaut, jedoch gepaart mit einem abstoßenden Erlebnis nach dem Anderen.


MERMAIDS DON’T CRY

Spielfilm, AT 2022, digital, 92 min, OmeU

Regie: Franziska Pflaum
Mit: Stefanie Reinsperger, Julia Franz Richter, Karl Fischer, Nico Ehrenteit, Inga Busch, u. a.


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