Petites – Als Kind Mutter werden
Wie im Filmtitel vielleicht schon erkennbar, ist „Little Ones“ ein Film über die ganz Kleinen. Der Film zeigt uns die Welt der schwangeren Teenagerin Camille und erklärt, was es bedeutet in Teenagerjahren Mutter zu werden.
Dieser Film nimmt uns mit in das Leben der 16-jährigen Camille, die von Pili Groyne verkörpert wird. Neben der instabilen Beziehung zu ihrer Mutter ist Camille nun auch schwanger und versucht das Kind mithilfe von Cannabis abzutreiben. Dieser Versuch misslingt und sie muss sich jetzt laut richterlicher Anweisung in ein Haus für junge Mütter begeben.
In diesem Haus kommt es zu intensiven Konflikten zwischen ihr und der Leiterin des Zentrums, Nadine. Aber nicht nur mit ihr fällt es Camille schwer eine Beziehung einzugehen, auch mit den anderen jungen Müttern gelingt ihr das nicht. Camille hinterfragt in dieser Zeit die Beziehung zu ihrer Mutter, zu ihrem Freund Mehdi, aber besonders zu sich selbst und ihrem noch ungeborenen Kind.
Hilfe & Verantwortung
…sind wohl jene Wörter, die in diesem Film über allem stehen.
Wir beobachten, wie junge Mütter versuchen, mit der Welt zurechtzukommen. Alle von ihnen scheitern, der Weg scheint ausweglos. Wenn ihnen nicht einmal die aufopfernde Sozialarbeiterin helfen kann, wer dann?
Mich persönlich erinnert der Film auch immer wieder an den Film „Systemsprenger“ der 2019 am Crossing Europe gezeigt wurde. Auch in „Petites“ hat man das Gefühl, dass die Mädchen in kein „System“ passen und dass ihnen nahezu niemand helfen kann, außer sie selbst.
Wut
Immer wieder wurde ich während des Schauens auch wütend. Es ist zu sehen, wie schwangere Frauen Rauchen und Alkohol konsumieren. Immer wieder war ich entsetzt und verzweifelt, weil mir bewusst wurde das es diese Geschichten nicht nur im Film, sondern auch viel mehr in der Realität gibt. Und ebenso dort werden sie von der Gesellschaft alleine gelassen.
Auch die toxische Beziehung zwischen Camille und ihrer Mutter lässt einen fassungslos zurück. Die Mutter von Camille schafft es nicht, Verantwortung zu übernehmen und ist selbst überfordert mit ihrem eigenen Leben.
Fazit
Petites ist ein Film über das Loslassen und Festhalten, über das Tragen von Verantwortung und das Holen von Hilfe. Er zeigt, was es heißt, auf einen Schlag erwachsen werden zu müssen, sich um einen anderen Mensch zu sorgen und erzeugt damit ein einzigartiges filmisches Bild. Die Thematik mag in so einigen Filmen zwar schon aufgearbeitet worden sein, doch nichtsdestotrotz ist „Petites“ ein Film, den man gesehen haben sollte.
Für alle, die nun neugierig geworden sind, ist der Film am Crossing Europe nochmal am 1. Mai um 19:00 Uhr im Moviemento zu sehen.
Petites / Little Ones
Regie: Julie Lerat – Gersant
Frankreich 2022 / 90 Minuten / color / Französisch OmeU
mit Pili Groyne, Romane Bohringer, Victoire Du Bois, Lucie Charles-Alfred, Suzanne Roy-Lerat, Bilel Chegrani
filmfestival linz
26 april – 01 mai 2023
www.crossingeurope.at
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