Filmstill aus Nulpen
Foto: crossingeurope.at

Nulpen

Endlich Sommer nach dem Abi. Ramona und Nico befinden sich in Sorina Gajewski’s Spielfilm Nulpen auf der Suche – nach einem entflohenen Vogel, einem kleinen Bruder und vor allem nach sich selbst. Auf charmante Weise behandelt er die großen Fragen einer Generation.

Erstmal chillen. Das Abi ist geschafft und die Welt steht offen für Ramona (Bella Lochmann) und Nico (Pola Geiger). Doch was jetzt? In Sorina Gajewski’s 75-minütigem Spielfilm, der als eine Art Roadtrip durch Berlin inszeniert wird, dürfen wir einen Blick in die Gedanken zweier Jugendlicher werfen. Auslöser dafür sind ein entflogener Vogel und Ramonas kleiner Bruder Noah (Rio Kirchner), der aus Protest bei einer Klimademo verschwindet. Ein charmantes Coming-of-Age Drama, bei dem jugendlicher Leichtsinn auf gesellschaftliche Fragen trifft.

Zwischen Späti und Sinnsuche

Filmstill aus Nulpen
Foto: crossingeurope.at

Ramona und Nico ziehen durch die Straßen Berlins. Das Abi ist geschafft, an den „Ernst des Lebens“ wird kein Gedanke verschwendet. Es ist Sommer und die beiden wollen erstmal chillen. So auch an diesem Tag. Beim Späti um die Ecke verlieren sich die beiden in intensiven Gesprächen. Der Inhalt? Auf den ersten Blick belanglos – aber genau das macht den Film auch so authentisch. Wie man im Q&A nach dem Film erfahren konnte, wurde hier sehr viel von den SchauspielerInnen interpretiert.

Und so ziehen sie durch die Gassen. Nach einer provokanten Aktion auf einen Nachbarn vertraut dieser ihnen seinen seltenen Vogel an. Aus Rebellion und jugendlichem Leichtsinn lassen sie den Vogel frei. Kurz darauf verlieren sie Ramonas kleinen Bruder Noah in einer Klimademo und die intensive Reise quer durch die Stadt beginnt.

Was bringt es schon?

Viele Jugendliche plagen große Zukunftsängste. Was sollen wir schon groß ändern? Wie geht es mit der Welt weiter? In Nulpen spielt genau dieses Gefühl von Aussichtslosigkeit eine zentrale Rolle. Ramona und Nico machen sich gar nicht erst die Mühe, sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen – sie wirkt zu politisch, zu öko, zu kompliziert. Also erstmal chillen.

Wozu überhaupt aktiv werden, wenn es eh nichts bringt? Genau dieses Gefühl trifft der Film ziemlich gut: Alles scheint möglich zu sein, aber irgendwie ist nichts richtig. Die Klimakrise schleicht sich dabei langsam in den Film ein und wird über die Zeit ein zentrales Thema. Zuerst wird immer wieder im Radio darüber gesprochen, später fragt Noah, Ramonas kleinen Bruder, wiederholt danach, warum sie eigentlich nichts machen, obwohl sie doch schon alt genug dazu wären. Und genau da trifft der Film einen Nerv und wird tiefgründiger als noch zu Beginn erwartet.

Fazit

Nulpen wirkt anfangs wie ein leichter Sommerfilm über zwei Jugendliche in Berlin. Mit der Zeit fängt er jedoch die Zerrissenheit einer ganzen Generation ein. Zwischen Berliner Spätis, Klimaprotesten und belanglosen Gesprächen zeigt er, wie schwer es sein kann, sich in einer komplexen Welt zurechtzufinden. Der Film trifft einen Nerv – leise und ironisch, aber er thematisiert das, was viele Jugendliche bewegt. Besonders Ramonas schlagfertige Art und der authentische Jugendslang stechen heraus und machen den Film zu einem charmanten Regiedebüt.

Nulpen wird am 02.05. um 14:45 nochmal im Moviemento auf dem Crossing Europe FIlm Festival gezeigt.


Filmposter Nulpen

Nulpen

Regie: Sorina Gajewski

75 min/Deutsch
Mit Bella Lochmann, Pola Geiger, Rio Kirchner


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filmfestival linz
29 april – 04 mai 2025
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