Wie und warum schreibt man über Film?
Bei Subtext laufen jedes Jahr zur gleichen Zeit die Tastaturen heiß. Denn dann heißt es: Crossing Europe Filmfestival. Warum und wie wir über Filme schreiben, wollen wir euch hier einmal erklären.
Über Film zu schreiben, ist eine Kunst für sich. Eine, die sich wiederum selbst um eine Kunst allein beschäftigt. Wie so oft in der Kunst gibt es dabei kein Richtig oder Falsch. Jeder nimmt die Welt um sich schließlich mit eigenen Augen und Erfahrungen wahr. So kann ein Film den einen tief berühren, während er andere völlig kaltlässt. Wie nähert man sich also Film, wenn man ihn an andere weitergeben möchte? Was sind objektive Kriterien, auf die man sich stützen kann und warum sollte man das überhaupt in solch einem Rahmen ausüben, wie wir es hier bei Subtext gemeinsam mit dem Crossing Europe tun?
Warum schreibst du über Film?
Oskar Fleischanderl (Mitglied)
Ich schreibe, weil ich mich dann besser mit der Thematik auseinandersetze und die Filme dadurch auch besser in Erinnerung bleiben. Das habe ich sogar schon vor Subtext gemacht. Gleichzeitig möchte ich auch Werbung für Filme machen, die ich wirklich gut finde. Falls ich Filme schlecht finde, schreibe ich tatsächlich ungern darüber und lasse es lieber ganz bleiben, bevor ich eine Nicht-Empfehlung schreibe. Da möchte ich einfach respektvoll bleiben und ganz einfach Filmen außerhalb des Mainstreams eine Bühne zu bieten und einem größeren Publikum zugänglich zu machen.
Sebastian Lugmayr (Vorstandsmitglied)
Ich schreibe über Film, weil es mir die Möglichkeit gibt, mich dadurch intensiv mit Filmen zu beschäftigen. Und zwar auf eine Art und Weise, die man bei allgemeiner Tratsch-Laune nicht erreicht. Am Crossing Europe sind das noch dazu Filme, die es meiner Meinung nach Wert sind, besprochen zu werden, da sie im Mainstream sonst keinen Platz finden.
Falls dann noch jemand meine Artikel liest und sich deshalb dazu entscheidet, einen Film anzusehen, finde ich das megacool. Ich möchte nämlich Inspiration sein, dass sich Leute einmal ganz andere Filme ansehen, die sich komplett von allem anderen unterscheiden.
Letzten Endes macht es auch einfach Spaß, obwohl es hin und wieder zäh sein mag, über Filme zu schreiben. Aber wenn man es schafft, Dinge so zu formulieren, dass sie fesselnd sind und auch fachlich Sinn ergeben, finde ich das richtig spannend.
Leni Maißer (Mitglied)
Tatsächlich schreibe ich eigentlich nur am Crossing Europe über Filme, weshalb ich immer mehr wegen der Erfahrung und dem Dabeisein am Festival selbst etwas verfasse. Zusätzlich fasziniert mich Film als kreatives Medium einfach, weil darin einfach alles möglich ist. Auch wenn das manchmal auch negativ ist.
Lisa Leeb (Obfrau)
Ich brauche das, um Filme besser zu verstehen. Denn durch das Schreiben ergibt sich für mich immer, was der Film transportieren will. Hauptsächlich schreibe ich dabei sogar für mich als für andere, um mein eigenes Verständnis zu fördern. Ich recherchiere aber bei gewissen Themen gerne und ausführlich, wo ich dann für andere Informationen leicht verständlich aufbereiten möchte, ohne dass sie sich den gleichen Arbeitsaufwand machen müssen. Gleichzeitig lerne ich dabei auch neues und bilde mich in diversen Themen weiter.
Dabei schreibe ich schon seit 13 Jahren, anfangs noch größtenteils mit der Motivation, anderen zu beweisen, dass man auch mit Rechtschreibschwäche gute Artikel schreiben kann.
Wie schreibst du über Film?
Oskar Fleischanderl (Mitglied)
Es kommt ganz darauf an, ob ich beim jeweiligen Film über den Inhalt oder die Ästhetik schreiben möchte. Grundsätzlich mache ich mir schon Notizen während des Schauens, wo sich dann auch sehr bald entscheidet, in welche Richtung ich gehe und daraufhin passe ich auch gleich meine Art der Stichwörter an. Direkt nach einem Film schaue ich mir die Notizen dann noch mal auf Lesbarkeit und Vollständigkeit durch und ergänze gegebenenfalls noch Dinge, die mir einfallen.
Texte teile ich immer in verschiedene thematische Bereiche auf. Die markiere ich mir in meinen Notizen farblich und beginne dann noch weiter zu recherchieren. Dabei entstehen neue Notizen, wo sich auch gleich noch ein größerer Rahmen aufmacht. Erst nach dieser Arbeit beginne ich damit, eine Struktur für meinen Text zu entwickeln. Meist sieht diese ungefähr so aus: Inhalt, Hard Facts, Kamera, Kontext und Fazit. Durch meinen Hintergrund mit Geschichts-Studium lege ich vor allem starken Wert auf die Einordnung der Werke. Zufrieden bin ich am Ende dann, wenn es nicht zu ausführlich wird, sondern der Informationsgehalt leicht erfassbar ist und mein Schreibfluss zu Ende geht.
Sebastian Lugmayr (Vorstandsmitglied)
Ich habe definitiv einen eigenen Schreibstil, bei dem ich viel über das schreibe, was mich bewegt. Also warum ich welche Perspektiven spannend, traurig oder unterhaltend finde – oder eben auch nicht. Mir geht es dabei nicht ums Erklären von Technik oder auch Szenenbild – es gehört dazu – aber mein Fokus liegt auf dem Erleben von Film. Dabei gehe ich auch gerne auf die gesellschaftliche Relevanz ein oder ordne einen Film in das aktuelle Zeitgeschehen ein. Wie verhält er sich in Bezug auf Politik oder auch marginalisierte Gruppen? All das finde ich mega spannend und möchte ich aufgreifen.
Beim Schreiben selbst starte ich meist mit der Headline. Das fällt mir im Idealfall schon während des Schauens eines Films etwas Gutes ein – ein Wortspiel zum Beispiel. Danach überlege ich mir weitere Zwischenüberschriften und beginne, diese thematisch zu befüllen. Die ersten vier Sätze sind dabei immer die schwierigsten, denn da muss man möglichst kurz und klar das Thema klarstellen. Dabei möchte ich mich auch beim 20. Artikel nicht wiederholen und gerne immer etwas Neues machen.
Leni Maißer (Mitglied)
Nachdem mein technisches Wissen über Film und alles rund um die Kamera verschwindend gering ist, schreibe ich über Film sehr inhalts- und ästhetikbezogen. Quasi eine Laienmeinung. Wobei man natürlich mit der Zeit schon einige Dinge kritisch betrachten kann. Bei mir steht im Vordergrund, wie mir die Geschichte gefallen hat und ob es besonders schöne Bilder waren. Außerdem vermeide ich ein bisschen die „ganz wilden“ Filme und schaue mir am Crossing eher Arbeitswelten, Architektur und Dokus an.
Lisa Leeb (Obfrau)
Am besten mache ich mir gleich während des Films Notizen. Dabei will ich immer die Beziehungsebenen der einzelnen Charaktere wiedergeben. Durch meinen beruflichen Hintergrund im Sozialbereich zeichne ich dabei auch gerne Genogramme (grafische Darstellung von Beziehungen). Während des Schreibens versuche ich dann auch immer, den Versuch vom Regisseur / der Regisseurin zu verstehen und ob dessen / deren Vision gelungen ist oder nicht. Dazu zählt auch die Technik wie Kameraführung, Schnitt oder auch generell das Tempo. Ein richtiger Freak bin ich was Musik und Sound angeht, das muss einfach stimmen, genauso wie die schauspielerische Leistung. Ich kann aber auch Laienschauspieler:innen viel abgewinnen.
Weiters setze ich auch gerne den Kontext vom Film und wie lange an einem gearbeitet wurde, um die Arbeit dahinter in den Vordergrund zu rücken. Wenn es sich ergibt, stelle ich auch gerne Vergleiche zu aktuellen Situationen und Weltgeschehen her. Auch das Vergleichen von Filmen liebe ich.
Beim Schreiben selbst kopiere ich mir zuerst die Online-Beschreibung des Films selbst, um ein Grundgerüst zu haben. Dann digitalisiere ich meine Notizen und schreibe entlang dieser. Am Anfang meiner Artikel versuche ich da noch möglichst objektiv zu sein, ehe ich dann am Schluss meine persönliche Meinung mit einfließen lasse. Spoiler lasse ich dabei immer weg und negative Artikel schreibe ich ungern.
Mitschreiben
Falls du nun auch Lust bekommen hast, nicht mehr nur über Filme zu lesen, sondern auch zu schreiben, haben wir die richtige Bühne für dich. Melde ich einfach bei uns und werde Teil eines großen, engagierten, ehrenamtlichen Teams. Jetzt mitschreiben.
filmfestival linz
29 april – 04 mai 2025
www.crossingeurope.at
Alle Artikel unter subtext.at/crossing-europe