Mond
Kurdwin Ayub präsentiert mit Mond ihr zweites Werk bei der Diagonale 2025 – zwei Jahre nach ihrem gefeierten Debüt Sonne. Im Zentrum steht eine junge Kampfsportlerin, die in Jordanien auf patriarchale Strukturen trifft. Mond wurde mit zwei Preisen ausgezeichnet und sorgt für eindrucksvolle Bilder und starke Emotionen.
Nach Sonne kommt Mond, zumindest in der Welt der Filmemacherin Kurdwin Ayub. Vor zwei Jahren eröffnete die Diagonale mit ihrem Debüt Sonne und nun begeisterte sie uns mit ihrem zweiten Werk. Kurdwin Ayub bleibt ihrem „Genre“ treu und porträtiert in Mond erneut die Geschichte von jungen Frauen.
Im Fokus steht zuerst die junge Kampfsportlerin Sarah (gespielt von Florentina Holzinger). Ihre Karriere im aktiven Kampfsport ist am absteigenden Ast, und sie jobbt als Personaltrainerin. So mehr oder weniger wurschtelt sie sich durch das Leben, bis sie ein Angebot bekommt, in Jordanien drei Schwestern zu trainieren. Mit dem Satz „Geiler Job im Ausland, ein paar Chicas trainieren“ macht sich Sarah auf den Weg in den Osten. Dort trifft sie auf drei semimotivierte Schwestern, die mit ihrem älteren Bruder in einer Villa außerhalb der Stadt leben. Nach und nach spitzt sich der Film zu. Die Protagonistin befindet sich in einem Labyrinth aus patriarchaler Gewalt, liberalen westlichen Idealen und dem Bedürfnis nach feministischer Solidarität.
Geiler Job im Ausland, ein paar Chicas trainieren.
Schnell wird klar, dass die drei Schwestern von ihrem Bruder in einem goldenen Käfig gehalten werden. Es gelten strenge Regeln und es gibt keinen Kontakt nach außen. Ins Freie dürfen sie nur mit Begleitung, und der Zugang zum Internet ist verwehrt. Kurdwin Ayub greift dieses Gefängnis in ihrem Szenenbild auf: geschlossene und unpersönliche Räume, fahrende Autos, fast leere Einkaufszentren, einsame Hotelzimmer und der fensterlose Trainingsraum.
Grenzen der westlichen Solidarität
Der Film bekommt eine dramatische Wendung, als Sarah einer der Schwestern ihr Smartphone borgt und so via Videos einen Einblick in das echte Leben der Schwestern bekommt. Sarah stößt schnell an ihre Grenzen – gefangen zwischen Idealismus und der Abhängigkeit vom Job. Die Schauspielerin Florentina Holzinger geht vollkommen in der Rolle auf und bringt das Dilemma mit all den Emotionen perfekt auf die Leinwand. Die Verzweiflung, der Zwiespalt, das Unverständnis und der Frust sind greifbar.
Wie schon bei Sonne hat Kurdwin Ayub auch hier ein Werk geschaffen, das sich auf kokette Art und Weise mit Themen wie Kultur, Emanzipation, Adoleszenz und auch „White Saviorism“ auseinandersetzt. Auch bei Mond hat sie diese Weltthemen perfekt beleuchtet, und der Film ist nur zu empfehlen.
Dieser Film bekam auf der Diagonale gleich mit zwei Preisen: Zum einen mit dem Diagonale-Preis Schnitt des Filmeditor:innenverbandes aea – ein Preis für die beste künstlerische Montage bei Spielfilmen. Zum anderen bekam Florentina Holzinger den Diagonale-Schauspielpreis in Kooperation mit der VdFS – Verwertungsgesellschaft der Filmschaffenden – für einen bemerkenswerten Auftritt österreichischer Schauspieler:innen in einem Wettbewerbsfilm der Diagonale ’25.
Mond
Regie: Kurdwin Ayub
93 min, OmdU
Mit Florentina Holzinger, Andria Tayeh, Celina Antwan, Nagham Abu Baker
Festival des österreichischen Films
27. März – 1. April 2025. Graz
www.diagonale.at