Filmstill aus La Favolose

Le Favolose

Eine Gruppe mit dem Namen “Le Favolose”, ein Wiedersehen zwischen alten Freunden und die Erinnerung an alte Zeiten. Italienischer Charme trifft auf die fröhlich dramatische Exzentrik von Transmenschen. Spannend, unterhaltsam und mit ganz vielen Fragezeichen.

Fünf Frauen, eine Villa, ein Brief und ganz viel Drama. So lässt sich das Geschehen in dieser Dokumentation wohl am besten beschreiben. Nach etlichen Jahren kommt die Gruppe welche sich in ihren besten Zeiten “Le Favolose” genannt hatte in der Villa zusammen, in der sie damals die Menschen sein konnten, die sie sein wollten. Grund dafür ist ein Brief einer verstorbenen Freundin. Als transidente Frau von der Familie in Männerkleidern und unter dem Namen bei der Geburt begraben zu werden ist in Italien, zumindest zu dieser Zeit, nicht unüblich.

Aufgebaut als Ratespiel lernt auch das Publikum erst nach und nach, wieso man in die Villa eingeladen wurde. Gemeinsam schwelgt die Gruppe in den Erinnerungen lang vergangener Zeiten. In den glitzernden Kleidern tanzen sie durch das Haus und genießen es wieder vereint zu sein. Doch irgendwann kommt doch die Frage auf, wieso sie eigentlich eingeladen sind. Der Grund dafür ist ein Brief der alten Freundin, in dem diese ihren letzten Wunsch äußert in dem einen grünen Kleid begraben zu werden, bei dem die Freunde sofort wissen, welches gemeint ist. Um ihr diesen Wunsch nachzukommen startet die Gruppe eine Geisterbeschwörung.

TRAURIG TRAGISCHE FRÖHLICHKEIT

Filmstill aus Le Favolose
Foto: Crossing Europe

Über den Film hinweg wird die Geschichte der Verstorbenen nach und nach von den anderen der Gruppe nacherzählt, wobei diese auch ihre eigenen Schicksale preisgeben. Sei es nun Prostitution, Drogensucht, der Verstoß aus Familien oder wie man eine Mutterschaft als Vater miterlebt. 

Die Dokumentation erzählt Transidentität aus einer anderen Perspektive. Sie gibt diesen Geschichten Platz ohne etwas aufzwingen zu wollen und lässt die Menschen so sein wie diese sind, ohne Vorurteil oder Klischee. Dabei wird ein ganz besonderes Gefühl in die Kinosäle gebracht. Die Fröhlichkeit und Freude der Mensch sein zu dürfen wie man ist, die Freiheit leben zu können und gleichzeitig doch auch die tragisch traurigen Geschichten, die jeder mit sich trägt. Ganz nach dem Motto “Between dream and madness we have always preferred the show” ist diese Dokumentation alles andere als gewöhnlich und bringt die Erinnerung an eine Freundin auf die Leinwand und bringt das gewisse Drama mit sich. Ein Film voller Farben, Tanz, der Freude und dem Mut zur Freiheit, den man so schnell nicht vergessen wird.


Filmstill aus Le Favolose

Le Favolose / The Fabulous oes

Regie: Roberta Torre

Italien 2022, 75 Minuten, Italienisch


Crossing Europe 2023

Crossing Europe Logo

filmfestival linz
26 april – 01 mai 2023
www.crossingeurope.at

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Kreativ offenes Köpfchen, kaum ohne Kamera und Notizbuch vorzufinden.