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Per Arti: Einsame Geheimnisse

Per Arti ist ein Film über die litauischen Kinder Rytis und Karolina, die von einem französischem Ehepaar adoptiert werden, um gemeinsam mit ihnen in einem einsamen Haus im Wald zu leben. Bei der Eingewöhnung und Übersetzung soll dabei die litauische Studentin Gabriele helfen. Doch der anfängliche harmonische Schein trügt, dunkle Geheimnisse scheinen ans Licht zu kommen.

Und nicht nur das spielt in Per Arti eine Rolle. Er stellt auch die Frage, wie weit man für Eifersucht gehen kann und was es bedeutet, wenn einem die eigene Vergangenheit plötzlich einholt. So sieht man im Film auch ein Ringen um Beziehungen und bemerkt, wie sich Konflikte schlussendlich zur maximalen Eskalation hochschaukeln.

Nähe und distanz = Problem

Immer wieder während des Filmes bringt Per Arti die Themen Nähe und Distanz auf. Gabriele baut eine extrem innige und familiäre Beziehung zu Karolina und Rytis auf, während die eigentliche Adoptivmutter Jaqueline es nicht schafft irgendwie eine Bindung herzustellen. Deswegen wird sie eifersüchtig – und was dann passiert, kann man sich dann eigentlich schon denken. Es bleiben Konflikte, Geschrei und Gewalt. Und nicht nur das spielt im Bezug auf Nähe und Distanz eine Rolle, immer wieder werden auch Fragen aufgeworfen die die Thema Erziehung und Beziehung zum Kind behandeln.

Dabei wird schön gezeigt wie die Studentin Gabriele von einer blossen Aufsichtsperson in die Schwesternrolle schlüpft. Zunächst denkt man sich nichts dabei, aber schlussendlich wird auch klar, dass ein Fehlen an Distanz auch zum Problem werden kann. Immer wieder schön ist auch, dass besonders im letzten Drittel des Filmes nicht nur in Gut und Böse gedacht wird und die Charaktere auch eine gewisse Tiefe bekommen. Beindruckend sind auch die Kinderdarsteller:innen, die dem Film eine unheimlich starke authentische Ausstrahlung mitgeben.

Mystische Geheimnisse in einer westlichen Welt

Das besonders spannende im Film sind die dunklen Geheimnisse, die sich hinter den Protagonist:innen verbirgen. Dieser mythische Zauber unterstützt auch die Szenerie des Filmes. Der Wald und die Berge vermitteln Einsamkeit, Isolation und auch einen Funken Magie. Unterstützt wird dies durch eine Sage über den „Gorgonen“, die den Film die gesamte Zeit lang begleitet. Und doch bringt der Film durch die Dialoge und Gespräche eine wahnsinnige Trägheit mit sich. Er wirkt leider sehr langwierig und schlichtweg auch einfach langweilig. In großen Teilen gelingt es ihm dabei auch nicht, die Emotionalität aus der Leinwand heraus zum Zuseher zu bringen. Zugleich wird noch ein anderes interessantes Element in der Geschichte aufgebracht, innerfamiliär trifft Westeuropa auf Osteuropa. Das französische Ehepaar auf die litauische Studentin und die litauischen Kinder. Das ist deswegen so spannend weil innerhalb der Geschichte auch gängige Vorurteile der Westeuropäer gegenüber Osteuropa aufgebracht werden.

Fazit

Per Arti ist ein Film über Beziehungen, der das wahre Thema der Beziehung vergisst. Die Liebe, Emotionalität und Kraft der Geheimnisse scheinen im Drehbuch zu verblassen. Die Schwerpunkte Familie, Partnerschaft und Verantwortung finden nicht so richtig ihren Platz in einer Geschichte in der es ja eigentlich auch um Geheimnisse und Eifersucht geht. Es bleibt letztendlich ein Werk, das in dem großen Meer der Filme untergehen wird. Letztendlich bleibt einem wohl nur der französische Charme und Käse in Erinnerung.


Per Arti

Regie: Austeja Urbaite
Kamera: Julius Sičiunas
Litauen, 2022
109 Minuten


Festival Der neue Heimatfilm

23. – 27. August 2023

www.filmfestivalfreistadt.at

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