Auf die nächsten 100 Jahre: Klimaticket bringt die ÖBB in die Zukunft
Entdecke die Zukunft des öffentlichen Verkehrs mit dem Klimaticket! Die österreichische Bundesbahn feiert heuer 100 Jahre Bahngeschichte und das Klimaticket startet ins dritte Jahr. Heuer neu: Ein gratis Klimaticket für Jugendliche. Das sorgt für stetig wachsende Auslastungen und neue Herausforderungen für die ÖBB.
Seit gut 20 Jahren stand eine vergleichbare Mobilitätsmaßnahme in jedem Regierungsprogramm. Aber Papier ist geduldig und die Umsetzung wurde noch nicht mal im Ansatz probiert (zumindest nicht öffentlich). Daher war die Überraschung groß, als Leonore Gewessler im Sommer 2021 den Start für Herbst ankündigte, obwohl noch Verhandlungen mit einigen Verkehrsverbünden ausstanden. Nun waren alle Beteiligten unter Zugzwang. Und das mit Erfolg. Aktuell besitzen rund 260.000 Menschen ein Klimaticket Österreich. Das sind nochmal 75.000 mehr als noch im letzten Jahr. Nach zwei Jahren laufen jetzt auch die regionalen Varianten der Tickets in allen Bundesländern und manche sind nach dem Start auch erheblich günstiger geworden. Damit ist man schon näher an der Tarifidee des 1-2-3-Tickets, wie das Klimaticket anfangs hätte heißen sollen. Auch der Preis des österreichweiten Tickets bleibt trotz Inflation weiterhin bei 1.095 € im Jahr.
Gratis Klimaticket für alle*
*Also zumindest für alle, die bald 18 werden. Denn 2024 macht die Bundesregierung allen jungen Erwachsenen ein besonderes Geburtstagsgeschenk. Das Klimaticket wird im nächsten Jahr kostenlos an alle Jugendlichen des Jahrgangs 2006 vergeben. Ab wann die Aktion startet, steht noch nicht fest, aber die Geburtstagsgutscheine können dann innerhalb von drei Jahren eingelöst werden. Diese Maßnahme lässt sich die Bundesregierung im Jahr 120 Millionen kosten. Bekannt wurde dieses Vorhaben so ganz nebenbei in der Budgetrede letzte Woche. Neu ist auch, dass seit Oktober 2023 neben Zivil- und Grundwehrdienern auch Teilnehmende des Freiwilligen Sozialjahres und Freiwilligen Umweltschutzjahres ein kostenloses Klimaticket erhalten.
Einsteigen bitte, 100 Jahre ÖBB
Durch das Klimaticket hat auch die ÖBB einen ordentlichen Zuwachs an Fahrgästen zu verzeichnen. Auf den beliebtesten Strecken liegt die Auslastung schon über dem Vor-Corona-Niveau. Dafür bauen die österreichischen Bundesbahnen auch fleißig aus. In den nächsten sechs Jahren werden 19 Milliarden Euro vor allem in neue Schienen und Tunnel, aber auch neue Zuggarnituren investiert. Der ÖBB-Rahmenplan umfasst den viergleisigen Ausbau der Westbahnstrecke, den Semmering-Basistunnel, die Koralmbahn, den Brenner-Basistunnel und viele weitere Projekte. So viel gebaut wurde in den letzten 100 Jahren wohl selten.
Von der Pferdeeisenbahn Linz-Budweis 1832 über die erste Dampflok im Jahr 1837 gehen die Ursprünge des Zugverkehrs in Österreich weit ins 19. Jahrhundert zurück. Die Strecken wurden damals privat gebaut und betrieben, aber auch die ersten staatlichen Strecken der Monarchie gab es schon.
Doch die österreichische Bundesbahn, wie wir sie heute noch kennen, wurde aber erst am 2. Oktober 1923 per Gesetz ins Leben gerufen. Nach der Weltwirtschaftskrise, dem Austrofaschismus und der Vereinigung mit der Deutschen Reichsbahn erfand sich die ÖBB nach 1945 neu und sorgte nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags 1955 für einen regelrechten Bahn-Boom. „Nimm Urlaub vom Auto, fahr mit der Bahn!“ war 1960 der Slogan, mit dem für den Donau-Tiber Express, den ersten Nachtzug auf der Strecke Wien–Venedig–Rom geworben wurde.
Einsteigen, Bitte!
Pünktlich zum Geburtstag widmen Alfred Klein-Wisenberg und Matthias Flödl der ÖBB ein Buch. Die Reise durch die Bahngeschichte Österreichs umfasst dunkle Kapitel ebenso wie manch Kurioses. Der große Bildband zeigt alte Werbesujets ebenso wie Einblicke ins Leben der Menschen, die die ehemalige Staatsbahn seit einem Jahrhundert am Laufen halten.
Mehr zum Buch
Eine Reise durch die Geschichte der ÖBB von Alfred Klein-Wisenberg und Matthias Flödl
Molden Verlag, 208 Seiten, Deutsch, Hardcover
€ 40,– jetzt bestellen
Zur Leseprobe
Ab den 1970er Jahren waren dann dringend Modernisierungen nötig. 406 Dampflokomotiven waren damals noch in Betrieb. Doch nicht alle dieser Nebenstrecken wurden elektrifiziert. Es wurde auf Dieselloks gesetzt, oder leider viel zu oft der Betrieb gänzlich eingestellt. Der Fall des Eisernen Vorhangs und dann der Beitritt zur EU stellten die Weiche für die nächsten Jahrzehnte. Nun war es auch anderen, privaten Eisenbahnen erlaubt, die Trassen der ÖBB zu nutzen. Auch viele Sicherheitsstandards wurden danach länderübergreifend geregelt.
Wie gehts weiter mit dem Klimaticket?
Was bei uns ja noch in den Kinderschuhen steckt, hat in anderen Ländern schon lange Tradition. Das Generalabonnement der Schweizer Bundesbahnen SBB wurde schon 1898 (!) eingeführt und gilt dort auch auf fast allen öffentlichen Verkehrsmitteln (auch im Fürstentum Lichtenstein). Von einer Erweiterung des Angebots ist in Österreich noch nichts zu hören, aber bei regionalen Buslinien haben sich schon einige Verbesserungen am Wochenende oder in Randzeiten ergeben, da der Bedarf gestiegen ist. Schiffslinien oder Skilifte werden wohl nicht integriert. Doch es gibt ein paar Besonderheiten. Neben der Pöstlingbergbahn (nicht der Grottenbahn) darf man mit dem Klimaticket in Innsbruck auch die Hungerburgbahn Richtung Nordkettenbahn benutzen. Aber nur die Standseilbahn, für die Gondel hinauf zum Seeboden und aufs Hafelekar muss man extra zahlen.
Wann es das Klimaticket dann als digitale Variante gibt, ist noch immer nicht klar. Meine Fragen dazu wurden weder von der One Mobility GmbH noch vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie beantwortet. Nicht vor dem 2. Geburtstag, erfuhr futurezone.at. Und es wird keine eigene App und keine Version für Smartphone-Wallets geben. Aber eine Integration in die unterschiedlichen Apps der teilnehmenden Verkehrsbetriebe ist geplant. So konkret klingt das noch nicht, fast wie die Antwort von Leonore Gewessler in einem Live-Q&A vor 2 Jahren auf Facebook.
Zusätzliche Rabatte und Aktionen für Besitzer:innen der österreichweiten Netzkarte sind in einer eigenen „Vorteilswelt“ zusammengefasst. Neben vergünstigten Eintritten in diversen Freizeiteinrichtungen sind hier die kostenlose Sitzplatzreservierung in der Westbahn und die kostenlose Registrierung bei Rail & Drive der ÖBB hervorzuheben. Wer lieber in der Natur unterwegs ist, findet bei Zuugle.at die beste Verbindung vom Heimatbahnhof zum Berg. Dort warten 13.622 Bergtouren im Alpenraum – erreichbar mit Bahn & Bus.
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