Filmstil Üben Üben Üben
Foto: filmfestivalfreistadt.at

Üben macht die Meisterin

In Å Øve (Üben, Üben, Üben) begleitet man die 18-jährige Trompeterin Trine, die per Anhalter von den Lofoten nach Oslo reist, um ihren Prinzipien des Umweltschutzes treu zu bleiben. Dabei kämpft sie mit Wetter, Zeitdruck und dem inneren Konflikt zwischen musikalischem Ehrgeiz und ökologischen Überzeugungen.

Laurens Pérol eröffnet mit seinem neuen Film Å Øve (Üben, Üben, Üben) eine neue Welt der Roadmovies. Im Zentrum steht eine 18-jährige Trompeterin, die talentierte Musikerin Trine (gespielt von Kornelia Melsaeter). Sie wurde zum Vorspielen im berühmten Opernhaus in Oslo eingeladen – eine einmalige Chance für junge Musiker*innen, die als Sprungbrett für die musikalische Karriere gilt.

Obwohl es Trines Traum ist, professionelle Trompeterin zu werden, bleibt sie ihren Prinzipien hinsichtlich des Umweltschutzes treu – Fliegen kommt für sie daher nicht infrage. Die Strecke von den einsamen Lofoten-Inseln, wo Trine lebt, bis nach Oslo beträgt etwa 1500 Kilometer. Trine entscheidet sich, per Anhalter zu reisen. Auf die Hilfsbereitschaft Fremder angewiesen, begegnet sie jedoch vielen Hürden. Zum einen muss sie die Strecke innerhalb weniger Tage zurücklegen, da das Vorspielen nicht verschoben werden kann, zum anderen herrscht in Norwegen zu dieser Zeit Winter. Außerdem sollte Trine eigentlich die Zeit bis zum Vorspielen mit dem Üben des Stücks „Oblivion“ verbringen.

Ein Prinzip ist ein Prinzip

Trine wird durch das raue Wetter, die oft fehlende Bereitschaft der Autofahrer*innen und die ungewöhnlichen Orte zum Üben auf die Probe gestellt. Bis zum Schluss kann das Publikum den inneren Kampf zwischen ihrer Leidenschaft zur Musik und ihren ökologischen Idealen beobachten. Pérol gelingt es mit diesem fiktiven Roadmovie, ein Porträt der jungen Generation zu zeichnen – einer Generation, die sich aktiv für den Klimaschutz einsetzt und ihre eigenen Wünsche zugunsten dieses Kampfes hintanstellt.

Trine wird als junge Frau charakterisiert, die ihren Prinzipien treu bleibt, unglaublichen Mut aufbringt, diese Reise anzutreten, und eine bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit beweist. Ihr Urvertrauen in die Menschen, die ihr unterwegs begegnen, sowie die Herzlichkeit, die sie von ihnen erhält, wurden im Film gut herausgearbeitet.

Üben und Spannung

Trotz der verschiedenen Personen, die Trine auf ihrer Reise trifft, entwickelt der Film eine gewisse Eintönigkeit. Als Zuschauer*in hat man das Gefühl, dass sich die Ereignisse wiederholen, und ein Alltagstrott setzt ein: von Unterkunft zu Unterkunft, von einer befahrenen Straße zur nächsten. Langsame Aufnahmen vom Trompetenspielen im Wasser und von untergehenden Notenblättern verlangsamen das Tempo des Films zusätzlich. Dennoch gelingt es Pérol, die Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten – denn man fiebert bis zuletzt mit, ob Trine es rechtzeitig zum Vorspielen schafft.

Fazit

Obwohl der Film eine gewisse Langatmigkeit entwickelte, konnte er mich begeistern. In der Reflexion stellte ich mir mehrmals die Frage, ob ich meine persönlichen Wünsche so weit hinter den Klimaschutz stellen würde oder an einem gewissen Punkt egoistischer gehandelt hätte. Besonders die Szene, in der Trine eine direkte Mitfahrgelegenheit nach Oslo ablehnt, weil der Fahrer ein Befürworter von Erdöl ist, beschäftigt mich noch immer. Ich bin mir sicher, dass ich meine Prinzipien in diesem Moment über Bord geworfen und die Fahrt (warm und trocken) angenommen hätte. Eine Frage, die mich ebenfalls begleitet und im Film meiner Meinung nach nicht ausreichend behandelt wird, ist: Warum nimmt sie nicht einfach öffentliche Verkehrsmittel?

Wer skandinavisches Kino liebt, die raue Landschaft bewundern möchte und mehr über die junge Generation lernen will, sollte diesen Film auf die Watchlist setzen. Å Øve kommt am 27.09.2024 in die Kinos.


Å Øve / Üben Üben Üben

Regie: Laurens Pérol
Norwegen, 2023, 79 Minuten, OmU
Mit Kornelia Melsaeter, Fride Snipsoyr-Holos


Festival Der neue Heimatfilm

21. – 25. August 2024

www.filmfestivalfreistadt.at

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Festival der Heimatfilm 2024

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