Alle Menschen müssen sterben. Auch der Kaiser stirbt.

Bilderbuch-Monarchie, Revolution, Kaisertum und eine Jungesellinnenabschiedsparty in einem irischen Striplokal mit der Queen of England. Wie das unter einem Hut passt, zeigt uns Michael Ziegelwagner in seinem ersten Roman „Der aufblasbare Kaiser“ .
Die Erwartungen sind hoch bei einem Werk, dessen literarische Worte aus der Feder eines Standard- und TITANIC-Journalisten kommen. Das im Verlag Rowohlt erschiene Werk umfasst 148 Seiten und ist in zehn Kapiteln unterteilt.

Die Hauptperson in diesem Roman ist das Fräulein Vera Beacher. Diese kämpft sich mit allerlei Problemen durch den Wiener Alltagsdschungel. Angefangen von der eintönigen Arbeit in einem Büro mit einem schlechten Arbeitsklima über die ermüdende Beziehung zu ihrem Liebhaber Robert bis zu der Schmutzrandproblematik der Badewanne mit ihrer Schwester alias WG-Kollegin Edith.
Zu den kleinen Problemchen kommt noch hinzu, dass Veras beste Freundin Zecki sich einbildet, dass Vera ihre erste Brautjungfer sein und ihre Junggesellenabschiedsparty organisieren soll. Was Vera partout nicht machen will und ständig überlegt wie sie sich da möglichst charmant herausmanövrieren kann.
So kommt sie auch durch Umwege zu dem Monarchisten-„Club“, bei dem sie nach kurzer Eingewöhnungsphase auch tatkräftiges Mitglied wird und die alten Herren auf eine Revolution vorbereiten will. Thematisch beschäftigt sich dieses Buch mit dem uns allen wohl bekannten Gefühl der Routine. Vera spiegelt eine „typische Wiener 0815-Frau“ wieder, die nichts Aufregendes erlebt und sich aus dieser trostlosen Situation befreien will.

Einerseits hat sie Angst vor dem Neuen und andererseits ist ihr alles schnell langweilig. Der Autor gibt der Protagonistin die Gabe, über alles viel zu viel nachzudenken und viele nette Ideen einfach zu „zerdenken“.

Die Erzählperspektive springt zwischen der Autorialen- und Personalen hin und her. Diese Art des Erzählens ist sonst schon oft sehr verwirrend, aber hier kommt noch mal bei der Personalenperspektive ein Wechsel zwischen der Protagonistin und einem Hund vor – was zur kompletten Verwirrung führt.

Neben der gewöhnungsbedürftigen Erzählperspektive wird auch eine nicht ganz alltägliche Sprache gewählt. Auch werden manche Dialoge in Tschechisch abgehalten, wobei dem Leser der Grund für diese Sprachbarrieren erst viel später im Roman erläutert wird. Das alles führt dazu, dass man nicht komplett durchblickt, was der Autor uns mit diesem Werk sagen möchte.

Bei einem Autor, der Journalist bei Qualitätszeitschriften ist, hat man die Erwartung, dass das Werk auch anspruchsvoll gestaltet wird. Was es ohne Frage auch ist, jedoch hat man bei manchen Passagen das Gefühl, vor lauter intelligenter Wörter und hochgestochenem Satzbau den Inhalt nicht mehr zu verstehen. Im Großen und Ganzen ein sehr verwirrendes und unstimmiges Buch, wo selbst nach längerem Grübeln der Funke nicht überspringen mag.

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