Crossing Europe 2021: Sweat
Das Leben als Fitness-Influencerin mit rund 600.000 Followern muss ein glamouröses und leichtes sein. Jung, schön und voller Energie motiviert Trainerin Sylwia ihre Gefolgschaft und rührt dabei kräftig die Werbetrommel für allerhand Sponsoring-Schnick-Schnack. Doch was, wenn Sylwia plötzlich tiefe Einblicke in ihr Privatleben bietet und der Schein der starken Frau, die immer lächelt und fröhlich ist, bröckelt?
Sylwia trainiert auf Bühnen in Einkaufszentren und treibt die Menschen zu Höchstleistungen an. Dabei darf natürlich das Smartphone nicht fehlen. Denn auch die Menschen zu Hause in den Wohnungen sollen mitmachen und jede Sekunde mitverfolgen können. Aber auch nach der Vorstellung selbst ist Sylwias Job noch nicht zu Ende. Dutzende Selfies mit Fans und Videos aus der Umkleide gehören auch noch dazu. Selbst am Heimweg motiviert die Trainerin ihre AnhängerInnen noch die Treppe zu benutzen und filmt sich sämtliche Stockwerke bis hoch zu ihrer Wohnung, schnaufend und schleppend, vollgepackt mit Werbeutensilien. In den eigenen vier Wänden angekommen folgen Anleitungen für gesunde Sportshakes und spaßige Spielereien mit einem Hoverboard landen auch im Netz. Man hat das Gefühl: diese Frau hat das perfekte Leben.
Dort angekommen wird aber schnell klar, dass sie hier nicht das findet, wonach sie sucht. Höhepunkt ist, als die vom Beruf ihrer Tochter abgeneigte Mutter auch noch dem Stalker gegenüber ihrer in Tränen aufgelösten Tochter verteidigt. So entschließt sich die Influencerin Hilfe ihres durchtrainierten Fitness-Partners zu holen, um ihren Stalker loszuwerden. Eine Entscheidung, die sie schnell wieder bereut…
Mit Sweat bringt Magnus von Horn den ZuseherInnen die Gefahren des Social Media näher und weist subtil auf das veraltete Frauenbild in Polen hin. Hervorzuheben ist am Ende noch die schauspielerische Leistung von Magdalena Koleśnik, die mit ihrer Mimik dem Filmpublikum in jeder Sekunde ihre gesamte Gefühlswelt aus dem Gesicht ablesen lässt.