Die Reise in vollen Zügen genießen

Es ist nicht das Ziel, es ist die Reise, und die beginnt schon am Bahnhof. Eine Fahrt mit dem Zug entschleunigt, entspannt und lässt einen, richtig geplant, das Reiseland viel besser erleben. Wir stellen fünf Bücher vor, die Lust auf die nächste Bahnfahrt machen.

„Genießen Sie die Fahrt in vollen Zügen“, wird einem zynisch entgegnet, wenn man sagt, dass an gerne mit diesem öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs ist. „Das ist doch viel zu teuer“, hört man auch oft, vor allem von Autofahrern, die einem dann ihre Fahrtkosten nur mit dem Benzinverbrauch pro Kilometer vorrechnen und alle andren Ausgaben mal komplett vergessen. Aber Zugreisen hat nicht nur was Anachronistisches.

Bei steigenden Spritpreisen und dem verstärkten Bewusstsein der eigenen CO₂-Bilanz sind Fernreisen mit dem Zug wieder im Kommen. Da wird die Anreise schon zum Teil des Urlaubs, die Zwischenhalte können für Tagesausflüge genutzt werden und überhaupt reist es sich viel entspannter. Man hat mehr Platz als im Flugzeug, kann aufstehen, ins Bordrestaurant gehen, lesen, schlafen oder auch arbeiten. Die Horrorgeschichten von überfüllten Zügen, die von der Polizei geräumt wurden oder vom 9€-Ticket-Chaos zu Pfingsten in Deutschland sind Ausnahmen, die schon immer an starken Reisetagen auftraten. An diesen Tagen würde man auch auf der Autobahn im Stau stehen oder am Flughafen beim Security-Check feststecken.

Mit dem Klimaticket kann man in Österreich schon mal gut üben. Das eigene Land zu erkunden ist vielleicht der beste Einstieg, um die alte Form des Reisens für sich selbst wiederzuentdecken. Wir haben auch verlernt, das Glück vor der eigenen Türe zu finden, stellt Maria Kapeller in „Lovely Planet“ fest. Also suchen wir das Glück auf der Bahnstrecke.

Anleitung für Anfänger

Der Tscheche Jaroslav Rudiš liebte Züge schon seit seiner Kindheit, er wollte immer damit fahren. Aber zwei Dinge haben in lange davon abgehalten. Erstens wäre er selbst gerne Eisenbahner geworden. So wie sein Onkel, sein Cousin und auch sein Opa. Aber Jaroslav ist kurzsichtig, und das war in den 80ern bei der Tschechoslowakischen Staatsbahn nicht erlaubt. Und selbst reisen konnte er auch nicht viel. Daran hinderte ihn der Eiserne Vorhang. So lernte er Zugstrecken mit dem Finger auf der Landkarte kennen. Gebaut meist zwischen 1906 und 1918. Damals wurde das heutige Tschechien gut an das K.u.K. Staatsgebiet und das restliche Europa angebunden. Dieses alte Schienennetz bereist Rudiš nun. Unterwegs von Hamburg bis Triest oder von Sizilien nach Lappland berichtet er von den schönsten Bahnhöfen, den interessantesten Strecken und viel Eisenbahnkulturgeschichte.

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Wortspiele

Zugegeben, den Titel und das Wortspiel musste ich einfach übernehmen. Tim Parks erzählt in seinen Reiseberichten große und kleine Geschichte aus Italien, einem Land, das er schon lange kennt. Immerhin lebt der 1954 in Manchester geborene Brite schon seit mehr als 40 Jahren in der Nähe von Verona. Von dort pendelt er auch zur Uni nach Mailand, mit dem Zug natürlich. Mit seiner besonderen Gabe zur Beobachtung beschreibt er seinen Kampf mit Fahrkartenautomaten, erzählt von seiner Suchen nach dem richtigen Bahnsteig oder erklär die Tücken des staatlich geförderten Tarifsystems. Als Autor und Übersetzter von Büchern Englisch-Italienisch und umgekehrt hat er das Land und die Leute studiert und bringt mit seinem Blick von außen eine neue Perspektive ein, die uns Italien besser verstehen lassen.

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Ein Nachschlagewerk

Die Geheimtipps von Freunden sind wirklich genau das: minutiös recherchiert und voller Fakten ist das von Cindy Ruch zusammengestellte Buch mit Beiträgen unzähliger Autorinnen und Autoren. Land für Land werden Streckennetz, Bahnanbieter, Preise, Fahrkarten und Anschlüssen erklärt. Das Ganze gespickt mit Lieblingsstrecken, zum Land passender Zuglektüre und Fakten. Es wird auch nichts beschönigt. In Kroatien wird auch darauf hingewiesen, dass man auf manchen Strecken mit dem Bus besser dran ist. Auch nicht verwunderlich, wo man für 267 km von Zagreb nach Pula auch knapp 23 Stunden mit dem Zug unterwegs sein kann. Dass bei mehr als 35 Ländern im Buch auch mal was daneben gehen kann, ist klar. Aber Wien freut sich bestimmt schon auf die angekündigten bald drei Millionen Einwohner. Neben Karten und schönen Fotos sind es auch die Beiträge der Freunde, die dieses Buch nicht nur zum Nachschlagewerk machen. Persönliche Geschichten, kleine Bahnabenteuer und spannende Routenvorschläge machen Lust auf die nächste Reise. Sogar eine eigene Spotify-Playlist zum Buch gibt es.

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Städte Erreichen

Konkreter werden die Tipps in Zug statt Flug. 52 Städte, die sich in Europa problemlos ohne Flugzeug und Auto erreichen lassen. Destination auswählen und nachlesen. Neben der klimabewussten Anreise werden Hotels mit grünem Gewissen ebenso vorgestellt wie nachhaltige Restaurants und regionale Einkaufstipps. Der lokale ÖPNV wird erklärt und die ausgewählte Sehenswürdigkeiten und Ausflugstipps angeführt. Auch Linz, Wien, Graz, Salzburg und Innsbruck sind je ein Kapitel gewidmet. Während mich hier die Vorschläge wenig überraschen, sind bei anderen Städten, die ich dachte, schon gut zu kennen, spannende neue Orte aufgelistet. Da muss ich wohl noch mal hin.

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Strecken erkunden

Wer länger Zeit hat, begibt sich auf eine Tour. Denn „der Weg ist das Ziel“, wie wir ja schon anfangs festgestellt haben. Und spannende Strecken stehen in diesem Buch im Vordergrund. Egal ob vier Tage oder zwei Wochen, die 30 unvergesslichen Touren wurden von den elf Autorinnen und Autoren selbst ausprobiert. Vielen Infos wurden gesammelt, um spannende, teils historische Routen durch Europa zu finden. Man kann sich zum Beispiel sieben Tage lang auf die Spuren des Orientexpress begeben, um von Paris über München, Wien, Budapest und Bukarest nach Istanbul zu fahren. Oder 11 Tage lang die französische und spanische Mittelmeerküste von Marseille bis Valencia erkunden. Jeder der Vorschläge ist gespickt mit Tipps für die Aufenthalte, mögliche Unterkünfte, aber auch zur Reise passenden Büchern und Musikvorschlägen. Man hat ja im Zug genügend Zeit dazu.

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