Die Saliera
Foto: © KHM-Museumsverband (CC BY-NC-SA 4.0)

Goldraub

Wo ist die Saliera? Das wertvolle Objekt war im Mai 2003 aus dem Kunsthistorischen Museum in Wien gestohlen worden. Der Krimi des damals ermittelnden Kriminalbeamten Dr. Ernst Geiger erzählt die Geschichte des größten Goldraubs der jüngeren Vergangenheit.

50 Millionen Euro, einfach weg. Über ein Gerüst in den ersten Stock, das Fenster aufgehebelt, eine Vitrine zerschlagen, in nur 46 Sekunden. Der Einbruch ging so schnell, dass sofort eine professionelle Bande vermutet wurde. Dass im Wiener Museum die Sicherheitsvorkehrungen nicht besonders hoch waren, wurde sofort kritisiert. Und den Alarm hatten die Wachleute ignoriert, eine Anweisung vom Chef. Den Einbruch bemerkte man erst am nächsten Morgen. Das macht die Sache noch peinlicher.

Wo ist die Saliera

Das Salzfass von Goldschmied Benvenuto Cellini aus Florenz war schon seit der Eröffnung des Kunsthistorischen Museums im Jahr 1891 dort ausgestellt und gehört zu den teuersten Objekten der Sammlung. 7 Kilo Gold, zwischen 1540 und 1543 kunstvoll gearbeitet und mit Emaille verziert, stellt die Erde als weibliche Figur dar. Gegenüber sitzt ihr der Gott Neptun, umgeben von Tieren, Tempeln und weiteren Figuren.
Das Werk ist so bekannt, dass es unmöglich scheint, dass die Täter die Saliera verkaufen können. Man befürchtet, sie könnte eingeschmolzen werden. Es beginnt eine Jagd ohne Anhaltspunkte. Ein Erpresserbrief taucht auf. Spuren führen nach Italien. Der Museumsdirektor ist bei den Medien und der Kulturministerin in Ungnade gefallen. Also begibt er sich selbst auf die Suche. Auch die Versicherung will nicht zahlen und heuert einen Detektiv an. Dass es neben den vielen Akteuren auch noch Kompetenzstreitigkeiten innerhalb der Polizei gibt, bringt die Ermittlungen fast zum Scheitern.

Abrechnung

Nicht nur ein Goldraub wird in dem Buch abgehandelt, auch die misslungene Polizeireform von 2002 und deren Auswirkung wird ausführlich thematisiert. Intrigen erschweren die Arbeit der Polizei. Wer leitet die Ermittlungen? Wer muss wem Bericht erstatten? Und wer hat geheime Informationen an die Presse verraten? Ernst Geiger hat im Buch allen Personen neue Namen gegeben. Doch die Sauna-Affäre rund um seinen Kollegen Roland Horngacher ist allgemein bekannt. So wird das Buch eher zu seiner persönlichen Abrechnung.

Fazit

Das gestohlene Salzfass spielt in der Geschichte nur eine der Hauptrollen, wenn überhaupt. Neben unzähligen Handlungssträngen und sehr unterschiedlichen Erzählstilen, die je nach Kapitel wechseln, ist klar, dass Ernst Geiger hier eher mit seinen ehemaligen Kollegen abrechnet und nur nebenher vom Goldraub erzählt. Die Verbitterung nach seiner Suspension ist ihm noch immer anzumerken, auch wenn er nach einigen gewonnenen Prozessen wieder vollständig rehabilitiert ist. Was Fiktion und was Wirklichkeit ist, kommt nicht so ganz heraus, auch wenn die Geschichte der verschwundenen Saliera und ihre Rückkehr nach drei Jahren gut bekannt ist. Vielleicht hätte der Autor besser zwei Bücher schreiben sollen, statt Ereignisse mit seiner Abrechnung zu vermischen.


Goldraub

Goldraub

Wien-Krimi nach wahren Begebenheiten
von Ernst Geiger

edition a Verlag
432 Seiten, Deutsch, Gebundene Ausgabe

€ 22,-
jetzt bestellen


Disclaimer: Wir bekommen für die Artikel keine Bezahlung und verdienen auch nichts an Affiliate-Links. Aber wir unterstützen gerne den lokalen Buchhandel und empfehlen, nicht bei Amazon zu kaufen.

photographer, designer, journalist