Filmstil Bread & Salt
Foto: Crossing Europe

Bread and salt

Courage gegen rassistische Gruppendynamiken im Freundschaftskreis zu zeigen ist einem hoch anzurechnen. Jedoch nicht ohne Grund. Damian Kocur zeigt mit seinem in Polen produzierten Film, wie ein Jugendlicher bei der Rückkehr in seinen Heimatort mit allgegenwärtigen Situationen kämpft, die auf der ganzen Welt stattfinden.

Der Jugendliche Tymoteusz, ein aufstrebender Pianist in Warschau, kehrt über den Sommer in seine Heimatstadt zurück. Er verbringt viel Zeit mit seinem Bruder, der auch in frühen Kindheitstagen das Klavierspielen erlernte. Den Freundeskreis, in dem sich der jüngere Bruder bewegt, duldet Tymoteusz, um nicht alleine den Sommer zu verbringen. Dulden? Weil sie ein sehr archaisch, rassistisches Verhalten an den Tag legen.

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Ein paar schwache Versuche seinen jüngeren Bruder für ein Leben mit mehr Perspektive zu motivieren verlaufen im Nichts. Mehr und mehr wird er von einer Sommerträgheit gepackt und möchte selbst auch nur abhängen und eine entspannte Zeit mit Leuten und einer verflossenen Liebe verbringen. In alltäglichen Momenten wird er mit Rassismus und Mobbing konfrontiert. Die Courage aufzustehen und etwas zu sagen, hat er aber nicht. Ihm ist bewusst, dass etwas Falsches vorgeht, er hat aber nicht den Mut, etwas dagegen zu unternehmen. Er hat zu viel Angst selbst der Gemobbte, der Außenseiter zu sein. Seine Unzufriedenheit mit sich selbst lässt er an unschuldigen Dritten aus.

Ein Funke reicht

In einem neu eröffneten Kebap-Laden sieht er auch nur zu, wie sich die Feindseligkeiten und Aggressionen der Freundschaftsgruppe gegenüber den ausländischen Besitzern aufschaukeln und wird schließlich selbst zum Mittäter. Für die Ladenbesitzer ist das Maß am Überlaufen und sie wehren sich gegen die immer größere Bedrohung. Als die Gruppe auf einen nächtlichen Imbiss vorbeikommt, eskaliert die Situation. Tymoteusz, sein Bruder und die Freunde haben keinen Respekt vor dem Eigentum der anderen, sie plündern und werden handgreiflich. Weil sich die beiden Besitzer nicht mehr zu wehren wissen, zückt einer ein Messer.

Fazit

Mit der Darstellung der Schauspieler und dem Draufhalten auf Reaktionen und Emotionen gelingt es dem Regisseur, dass man sich gut in den Film hineinversetzen kann und regt zum Nachdenken an. Für nicht professionelle Darsteller schaffen die beiden Protagonisten Tymoteusz Bies und Jacek Bies, dem Film durch Sprache und Stil Authentizität einzuhauchen.


CHLEB I SÓL / Bread and Salt

Regie: Damian Kocur

Polen 2022

100 Minuten, Polnisch / Englisch
mit Tymoteusz Bies, Jacek Bies, Dawid Piejko, Nikola Raczko, Nadim Suleiman, Nadeem Shalave


Crossing Europe 2023

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filmfestival linz
26 april – 01 mai 2023
www.crossingeurope.at

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