Foto: Universal Pictures

The Brutalist: Die Komplexität des Lebens

Mit „The Brutalist“ erzählt Brady Corbet die Geschichte eines ungarischen Immigranten in den Vereinigten Staaten kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Monumental, ergreifend und faszinierend entfaltet der Film eine Geschichte, die über die Komplexität des Lebens erzählt.

Im Mittelpunkt steht der fiktive Architekt László Toth, dessen Leben Corbet in einer beeindruckenden filmischen Chronik nachzeichnet. Mit einer Laufzeit von 3 Stunden und 35 Minuten (inklusive einer 15-minütigen Pause) schafft er ein Werk, das zwar ausgedehnt, aber keineswegs langatmig ist. Um ein ganzes Leben darzustellen, braucht es Zeit. Und dieses Leben ist nicht einfach: Es folgt keiner klaren Heldenreise, es gibt keine gute Fee, die alle Sorgen wegzaubert. Unser Hauptcharakter erlebt Höhen und Tiefen, Liebe, Glück, Zufriedenheit und Wut. Die Vielfalt der Emotionen, die der Hauptdarsteller Adrien Brody darzustellen vermag, und die Intensität seiner Darstellung sind schlicht atemberaubend.

Ein Atemzug voller Glück

Brutalist
Foto: Universal Pictures

Als László Toth in seiner Obdachlosenunterkunft erfährt, dass ein reicher Geschäftsmann ihn beauftragt, ein Gemeindezentrum zu entwerfen, kann er sein Glück kaum fassen. Er schreibt seiner Frau und seiner Nichte, die noch immer an der österreichischen Grenze festsitzen, einen Brief und berichtet ihnen voller Hoffnung, dass das Glück ihn endlich gefunden habe. Dieser Abschnitt des Films spielt hauptsächlich im ersten Teil und zeigt, wie unser Hauptcharakter in die amerikanische Gesellschaft hineinwächst. Doch schnell wird klar, dass das Glück nur von kurzer Dauer ist. Alltagsrassismus, Drogenmissbrauch und Intrigen prägen den Alltag.


Brady Corbet inszeniert immer wieder beeindruckende, emotionale Szenen, die das Publikum tief berühren. Der Film erinnert eindrücklich daran, was es bedeutet, in ein anderes Land zu ziehen – insbesondere, wenn Menschen zur Flucht gezwungen werden und dann in einer Welt landen, in der über sie wie über Dinge gesprochen wird. Ein Umstand, der nicht nur auf die Nachkriegszeit und die jüdische Diaspora in den Vereinigten Staaten zutrifft, sondern auch heute weltweit spürbar ist. Die Gefühlswelten von Freude und Verzweiflung werden durch den beeindruckenden Soundtrack von Daniel Blumberg untermalt. Mit einer Mischung aus Jazz und klassischem Bläserensemble erschafft er einen epochalen Score, der der Schwermütigkeit des Films Leben einhaucht. Immer wieder drücken die schweren Bässe der Bläser die Zuschauer tief in ihre Kinosessel, während die zarten Klaviermelodien eine besondere Sentimentalität in den Film bringen.

Starre Betonbauten oder Meisterwerke?

Für diejenigen, die mit Brutalismus wenig anfangen können oder die riesigen Betonbauten als abweisend empfinden, mag es abschreckend klingen, dass der Film so zentral die eindrückliche Schönheit von Beton thematisiert. Doch „The Brutalist“ ist weit mehr als ein Film über Architektur. Vielmehr steht László Toths Begeisterung für die Kunst im Mittelpunkt. Der Film greift eine Vielzahl von Themen auf – an manchen Stellen gelingt es nicht vollständig, sie zu einem nahtlosen Gesamtwerk zu verflechten. Dies stört jedoch kaum, da Adrien Brodys Darstellung eines innerlich zerrissenen Charakters diese Schwäche weitgehend überstrahlt.

Fazit

„The Brutalist“ ist ein Film, der nachhallt – visuell, emotional und thematisch. Brady Corbet entwirft ein eindrucksvolles Porträt eines Mannes, der zwischen Hoffnung und Enttäuschung, Aufstieg und Scheitern navigiert. Die monumentale Inszenierung und Adrien Brodys nuanciertes Spiel machen den Film zu einem fesselnden Erlebnis, das nicht nur von Migration und Identität erzählt, sondern auch von der Kunst, in einer feindlichen Welt seinen Platz zu finden. Auch wenn nicht alle erzählerischen Fäden perfekt verwoben sind, überstrahlt die filmische Wucht diese kleinen Schwächen. The Brutalist ist ein herausforderndes, aber lohnendes Kinoerlebnis, das es definitiv wert ist, gesehen zu werden.


The Brutalist

Regie: Brady Corbet

GB/US/HU 2024, 215min

Hier die Spielzeiten im Moviemento Linz.

Die Welt ist meine Leinwand. Kultur und Kinomensch.