Österreichischer Filmpreis
Foto: Österreichischer Filmpreis

Der österreichische Film und ich

Am 12.6. fand der Österreichische Filmpreis unter dem Motto „Die Leinwand lebt“ statt. Überschattet von den Ereignissen in Graz wurde die After-Party gestrichen, aber dennoch der österreichische Film geehrt. Es folgt ein persönlicher Artikel über meine Verbindung zum österreichischen Film und über den österreichischen Filmpreis.

Ich habe lange überlegt, wie ich über diesen Abend schreiben möchte. Ich könnte jetzt mit einer Liste der Gewinner*innen beginnen – mit The Village Next to Paradise und Mit einem Tiger schlafen, den großen Abräumern des Abends. Aber das überlasse ich gerne anderen. Denn was mich an diesem Abend wirklich beschäftigt hat, war eine ganz andere Frage: Was bewegt mich am österreichischen Film?

Warum eigentlich österreichischer Film?

Seit ich denken kann, begleitet mich das Filmschaffen dieses Landes – mal bewusst, mal nebenbei. In meinen weniger cineastischen Jahren waren es vor allem Fernsehformate wie SOKO Kitzbühel, SOKO Donau oder diverse ORF-Produktionen, die mir das heimische Erzählen näherbrachten. Doch in den letzten drei Jahren, in denen ich zum bekennenden Kinofan geworden bin, hat sich mein Blick stark erweitert. Der österreichische Film ist für mich laut, mutig, ungeschliffen, düster und oft tief berührend. Er ist geprägt von Dialekt, klarer Haltung, manchmal bitterer Realität und einem feinen Gespür für Zwischentöne. Zahlreiche persönliche Filmhighlights wurden in den letzten Jahren beim Filmpreis ausgezeichnet – darunter etwa Des Teufels Bad (2024), Wald (2024), Corsage (2023), Große Freiheit (2022), Die Dohnal (2021), Joy (2020) und Die Beste aller Welten (2019).

All diese Werke zeigen deutlich: Der österreichische Film ist viel mehr als Landkrimis und Tatort-Ableger. Er ist vielfältig, unbequem, sprachlich einzigartig – und verdient es, gesehen und gefördert zu werden. Besonders der Dialekt macht den österreichischen Film für mich nahbar und authentisch. Ich schätze die feinen Nuancen, den Klang und die Emotionalität, die in der Sprachverwendung mitschwingen. Gleichzeitig fasziniert mich der österreichische Film auch dann, wenn er ganz still wird – oder in einer anderen Sprache erzählt. Das zeigt etwa der diesjährige Gewinnerfilm The Village Next to Paradise, ein somalisch-österreichisches Werk über eine Familie in Somalia.

Die Preisverleihung

Nun vielleicht noch ein paar Worte zur Preisverleihung selbst: Zwischen Vertreter*innen der österreichischen Film-High-Society nahm ich meinen Platz ein. Natürlich lag ein Schatten über dem Abend, der Amoklauf in Graz machte die Veranstaltung natürlich auch nachdenklicher als sonst.

Foto: Österreichischer Filmpreis

Zu meinen persönlichen Höhepunkten zählten zahlreiche emotionale und aufrichtige Dankesreden. Doch auch kleinere Pannen sorgten für Gesprächsstoff – etwa ein vertauschtes Kuvert mit dem falschen Preisträger oder ein Film, der bei der Anmoderation schlicht vergessen wurde.

Ein wiederkehrendes Thema war die angespannte Lage der Filmförderung. Der österreichische Film steht unter massivem finanziellem Druck, in den vergangenen Monaten wurden wichtige Fördermittel gestrichen. Doch es geht dabei nicht nur um Geld. Was es braucht, ist ein grundlegend überarbeitetes, nachhaltiges Fördersystem: transparent, effizient und abgestimmt auf die Bedürfnisse der heimischen Branche. Nur so kann sich der österreichische Film langfristig weiterentwickeln.

Neben den bereits erwähnten Gewinnerfilmen konnten sich auch viele andere Werke über Auszeichnungen freuen. In der Kategorie Bester Dokumentarfilm etwa wurde Favoriten, ein einfühlsamer Film über eine Schulklasse in Wien-Favoriten, ausgezeichnet. Ebenso hervorzuheben ist die Komödie Pfau – Bin ich echt? und der Dokumentarfilm Dear Beautiful Beloved, die jeweils in den Kategorien Bester Hauptdarsteller und Beste Montage überzeugten.

Fazit

Die Verleihung des österreichischen Filmpreises war eine ehrwürdige Veranstaltung, die trotz mancher Unstimmigkeiten, etwa bei der Moderation, überzeugte. Für mich war es vor allem ein Anlass, über meine eigene Verbindung zum österreichischen Film nachzudenken. Diese Beziehung ist stark, leidenschaftlich, manchmal frustrierend – aber vor allem tief verwurzelt. Ich liebe den österreichischen Film. Weil er mich herausfordert. Weil er mich berührt. Und weil er mir immer wieder zeigt, wie lebendig Kino sein kann.

Bis bald – Österreichischer Film(preis)!

Die Welt ist meine Leinwand. Kultur und Kinomensch.