Crossing Europe Jubiläums Open-Air

Der OK-Platz und das Lentos Kunstmuseum liegen an einer großen, viel­befahrenen Straße. Diese ist nicht besonders schön oder einladend, doch hat sie es zur Protagonistin im Film von Edith Stauber und Michaela Mair geschafft. „Über eine Straße“ war 2004 Eröffnungs­­film und 19 Jahre später der Vorgeschmack auf das kommende Film­festival.

Am Freitag am Abend, als gerade die Sonne verschwunden war, startete unterm Lentos Kunstmuseum die Vorführung des Films „Über eine Straße“. Das Wetter spielte mit und auch die gelegentlich nicht ganz leise vorbeiziehenden Party-People störten nicht. Die Menschen waren gut gelaunt und sind so vielzählig erschienen, dass am Ende noch zusätzliche Stühle aufgestellt worden sind.

„Ich habe diese Straße immer schnell überquert“

Edith Stauber leitet mit diesen Worten ihren Film ein und begrüßt auch die mittlerweile erwachsenen Kinder, die sie im alltäglichen Familienleben an der Dametzstraße zeigt. Aber nicht nur die kleine Familie gibt Einblick in ihr Leben. Tankwarte, Taxifahrer, die Frau vom Würstelstand, Fußballfans und andere Menschen rund um die Dametzstraße reden über Themen, die sie bewegen. Zwischen Alkoholkonsum, Gebeten, Gesprächen und Gesang immer wieder Perspektiven auf die Straße, die Autos und deren Insassen, die Baustellen und die Häuser. Verfall und Aufbau nebeneinander.

Zeitreise und Stillstand

Eines sticht heute unglaublich heraus: Keine Computer in den Büros, ein Telefonshop, überall wird geraucht und große Rollen mit Filmbändern bei den Kinovorstellungen. Bei der Premiere des Films waren das ganz normale Dinge, ein Film, der den Alltag einfängt und den Menschen zuhört, heute ist es eine skurrile Zeitreise. Wenn man an die Orte zurückgehen würde, sähe man einen lauten Fortschritt, der ein Davor praktisch unsichtbar macht. Gerade wegen diesem technischen Fortschritt sind die Gespräche und Gedanken der Menschen so spannend. Man könnte meinen, sie haben sich über die Zeit mindestens so stark verändert wie die Technik. Weit gefehlt. Glaube, Ängste, Wünsche, Toleranz, irgendwie hat man das Gefühl, die Leute führen immer noch die gleichen Gespräche.

„Unten bin ich Ausländer und hier bin ich Ausländer“

Die Frau in der Putzerei schaut geschafft und müde aus, als sie diese Worte spricht. Fast zwanzig Jahre hier und noch immer müssen sich Menschen in Österreich unwillkommen und ausgegrenzt fühlen. Dass man als Gesellschaft von neuen Einflüssen und kultureller Vielfalt profitieren kann, ist nicht angekommen. Stattdessen schürt die Politik Angst und Unsicherheit. Diese Frau ist länger Österreicherin als eine ganze Generation und hat weniger Anspruch auf diesen Titel. Und manche fragen sich, woher die Frustration der jungen Leute kommt.

Fazit

Wie die Dametzstraße heute und damals vollgepackt mit Autos ist, ist der Film voll mit Themen und Geschichten. Die beiden Regisseurinnen haben mit diesem Film einen Abstrich genommen und geben uns heute die Möglichkeit, daraus zu lernen. Für alle, die 2004 noch in den Kinderschuhen steckten, ist es spannend zu sehen, wie es damals ausgesehen und was sich alles geändert hat. Vielleicht sind die 94 Minuten ein bisschen lang, vor allem wenn man actionreiche Blockbuster gewohnt ist. Trotzdem empfiehlt es sich, diesen Rückblick zu machen. Möglich ist das am Sonntag, 30.04.2023 um 11:30 im Central.

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