Arthur & Diana
Sara Summa übernimmt in dem europäischen Roadmovie Drehbuch, Regie und die Hauptrolle Diana. Im 90er Jahre Vibe, aufgezeichnet auf Camcordern und übertragen auf 16 mm begleiten wir in Arthur & Diana im autofiktionalen Film von Berlin, über Frankreich nach Italien.
Im 108min langen Film fühlt es sich so an, als ob ich zwischen den extrem langsam geschnittenen Szenen eingeschlafen bin. Die unterschiedlichen Szenen hängen nämlich absolut nicht zusammen. Die einzige Konstante ist das speziell für den Film gecastete Auto, das in Deutschland, Frankreich und Italien rum cruist. Aber bevor ich weiter über meine Meinung schreibe, erstmal ein Versuch die Handlung des Films wiederzugeben.
Die Handlung
Die Geschwister Arthur und Diana besitzen gemeinsam ein Auto, das in Frankreich zugelassen ist und schon längst zur Sicherheitsüberprüfung muss. Deswegen machen sich die beiden mit Dianas Kind Lupo auf den Weg nach Frankreich. Nach einem ersten kurzen Streit zwischen den Geschwistern machen sie den ersten Halt an einer Tankstelle, wo Arthur Zora aufgabelt. Sie fährt eine Weile mit und eine Romanze zwischen ihr und Arthur entsteht. Nach einer Nacht im Zelt bleibt sie zurück. Bei der Fahrt nach Frankreich werden die drei von der Polizei aufgehalten. Bei der Mutter in Frankreich angekommen, streitet die Familie. Angekommen bei einem Schloss in Frankreich, teilen sich die Geschwister das Babysitting von Lupo auf. Während Diana auf der Party ist, verbringt sie sinnliche Zeit mit einem alten Bekannten. Die Sicherheitsüberprüfung in Frankreich machen sie nicht, denn sie bekommen einen Anruf schnell nach Italien zu fahren, um zu der Beerdigung von Großmutter Fienchen zu kommen. Eine Reifenpanne und einige Autogespräche später sitzen sie im Kreis der italienischen Familie, wo auch Zora wieder dazu trifft.
Welche Handlung?
Jede Szene im Film hat keinen Einfluss und keine Konsequenz auf das, was als nächstes passiert. Für mich fühl es sich an, als bestünde der Film aus Elementen eines Films und Ideen einer Story, die es aber am Ende nicht gibt. Vor allem, dass Diana fremd geht und das komplett ohne Konsequenzen bleibt, stört mich am meisten. Sie kommt zurück von einer Party, bei der sie einen anderen Mann küsst und eventuell Sex hat, und legt sich direkt danach zu ihrem schlafenden Kind ins Bett.
Bei Zora bekomme ich Hoffnung, dass nun endlich etwas Handlung in den Film kommt. Eine kleine Romanze bahnt sich an, Diana findet eine Pistole und Zora stellt Fragen über die Familie, vor allem über die Schaufel im Kofferraum. Diana schießt die Pistole einmal ab und Antworten bekommen wir keine. Irgendwann behauptet Zora, dass sie aus Griechenland ist. Am Ende des Films spricht sie aber plötzlich Italienisch und ist Italienerin. Warum? Ihr habt doch nicht wirklich geglaubt, dass wir hier eine Antwort bekommen. Die Pistole hat Diana in Internet verkauft. Der Käufer? Ihr Bruder, weil er wusste, dass es Zoras Pistole ist. Gesehen haben wir diese Handlung natürlich nicht, es wird nur am Ende Kontextlos erwähnt. Eine Antwort über die Schaufel erhalten wir auch nicht.
Der Mangel an Handlung macht den Film für mich so leer, dass ich mich frage, ob er überhaupt eine Daseinsberechtigung hat? Ist ein Film ohne Aussage ein Film?
Geschwister- und Kinderliebe
Im Film werden Arthur und Diana von den echten Geschwistern Sara Summa und Robin Summa gespielt. Schon beim ersten Streit fühlt es sich aber nicht so an, als würden Geschwister streiten. Es wirkt für mich gescriptet. Wie kann man als echte Geschwister nicht echt vor der Kamera streiten? Auch die weiteren Dialoge, vor allem zwischen den Geschwistern sind Gespräche, die ich als Zuschauerin schon zu oft gehört habe. Hier wird eine Ansicht über Kunst reingeschmissen, dort ein Dialog über Erlebtes reingeworfen. Es fühlt sich an, als hätte ich das alles schonmal gehört.
Fremd für mich ist außerdem der Umgang mit Lupo, dem Sohn von Diana. Ich bin aber nicht hier um einer Mutter zu erklären, wie sie ihr Kind zu erziehen hat. Ich möchte diese Aussage nur dazu verwenden zu zeigen, dass Sara Summa und ich wahrscheinlich einfach komplett unterschiedliche Menschen sind und nicht Auge zu Auge sehen.
Allgemeine Kritik
Der Film wurde mit unterschiedlichen Kameras gedreht, unter anderem Camcordern aus den 90ern. Alles wurde im Anschluss auf 16 mm Film übertragen und so im Kino abgespielt. Der Vibe des Films ist sehr ansprechend und das, was mich ins Kino gezogen hat.
Eine Szene, die für mich aber absolut nicht ins Bild passt, ist die Partyszene beim Schloss. Plötzlich bewegen sich die Darsteller:innen wahnsinnig komisch. Die Szene wirkt unwirklich, weil sich die Partygäste nicht unbedingt so bewegen, als wären sie auf einer Tanzfläche. Sowie nach dieser Szene passiert sowas aber nie wieder. Was war hier los?
Die Sprachen im Film ist auch etwas, das ich ansprechen möchte. Der Film bekam deutsches Funding und musste deshalb einige deutsche Sätze beinhalten. Sara Summa selbst spricht deutsch, englisch, französisch und italienisch. Auch ihr Kind Lupo wird viersprachig aufgezogen. Im Film spricht er nur Französisch. Robin Summa spricht kein Deutsch und hat extra für die paar deutschen Sätze Deutsch gelernt. Aufgrund des deutschen Fundings hat sich Sara Summa für Bozen als Drehort in Italien entschieden, weil dort Deutsch gesprochen wird. Aufgrund der künstlerischen Freiheit, und weil Deutsch, Französisch und Italienisch die Sprachen ihres Herzens sind, wurde am Ende doch Italienisch gesprochen. Auch Zora, die zuerst Griechin war, ist dann, aufgrund der späteren Entscheidung doch italienisch einzubauen, Italienerin. Sara Summa beschreibt es als Freiheit im Schaffen des Films. Ich beschreibe es als schlechte Planung.
Vitamin b
Frau Summa hat ihre komplette Familie in ihren Film eingebaut und es wirkt auch so, als hätte jemand bei einem Familienausflug einfach immer wieder kurze Fetzen selbst aufgenommen. Sie setzten sich ins Auto und ein stiller Begleiter filmt immer wieder. Nicht nur die Schauspieler sind mit Sara Summa verwandt, sondern auch die Filmmusik wurde bis auf einen Song komplett von ihrem Mann geschrieben. Für die Familie ein schönes Andenken an einen Ausflug, aber ich zeige ja auch nicht unseren Ausflug ins Disneyland von 2006 der ganzen Welt und nenne es Kunst.
Fazit
Sara Summa und ich haben wahrscheinlich ganz andere Ansichten davon, was einen Film ausmacht. Auch menschlich denke ich, dass wir komplett verschiedene Personen sind. Es ist viel Liebe und Herzblut in den Film geflossen, mein Herz pumpt zu einem anderen Beat. Sorry!
Arthur & Diana
Regie: Sara Summa
Deutschland 2023
108 Minuten
Französisch / Deutsch / Italienisch, OmeU
Mit Lupo Piero Summa, Robin Summa, Sara Summa, Livia Antonelli, Claire Loiseau
filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
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