Sick Girls
ADHS? Hat das nicht jeder ein bisschen? Speziell in den letzten Jahren wurde das Thema sehr intensiv auf Social Media diskutiert. Doch was steht eigentlich wirklich hinter der Krankheit und wie fühlen sich, ganz speziell Frauen, die medizinisch mit der Krankheit diagnostiziert wurden.
Die Regisseurin und Hauptprotagonistin Gitti Grüter thematisiert in ihrer rund anderthalb stündigen Dokumentation Sick Girls, wie fünf Frauen in ihrem Alltag von ihrer ADHS Erkrankung eingeschränkt werden bzw. wie sie mit ihrer Situation umgehen. Dabei wird sehr offen über ein Leben mit Depression, Reizüberflutung, Konzentrationsschwächen und Impulsstörung gesprochen. Da Grüter selbst in ihrer Jugend mit ADHS diagnostiziert wurde, weiß sie genau, worauf es ankommt, um nicht betroffenen Personen ein Bewusstsein für die Krankheit zu geben. Sie lässt sich selbst im Film erneut diagnostizieren und zeigt auf, welche verschiedenen Symptome und Krankheitsformen es gibt. Da sich die Krankheit bei jeder Darstellerin anders auswirkt, bekommt man einen diversen Einblick in die Thematik.
ADHS bei FLINTA Personen
Eine intensive Forschung der ADHS Krankheit wird erst seit etwa zehn Jahren betrieben. Da die meisten Fragebögen zur Diagnostizierung der Krankheit speziell auf Männer ausgerichtet sind, werden junge Mädchen oftmals nicht (richtig) diagnostiziert. Viele erhalten deshalb erst spät, im Erwachsenenalter, eine Diagnose und müssen sich bis dahin mehr schlecht als recht durchs Leben kämpfen. Da Frauen immer noch starken Stereotypen untergeordnet werden, kommt es oftmals zu schlechter Nachrede und starker Diskriminierung.
Audio & Schnitt
Durch schnelle Schnitte und Aufnahmen direkt aus den Perspektiven der Darstellerinnen bekommt man einen guten Einblick darauf, wie die Personen die Welt sehen. Audio und Video spielen zu einem Meisterwerk zusammen und verstärken den Eindruck der Reizüberflutung. Die Dokumentation überzeugt mit schnellen Schnitten. Die Regisseurin wollte die Reizüberflutung, die an ADHS erkrankte Personen, in ihrem Alltag erleben, so authentisch wie möglich zeigen. Wenn es nach ihr ginge, wäre der Film noch schneller geschnitten, wie sie im Q&A nach dem Film berichtet. Als selbst nicht von dieser Krankheit betroffene Person, bekommt man ein gutes Gespür dafür, wie es sich anfühlt, die Welt aus anderen Augen zu sehen. Des Weiteren war es ihr wichtig, alle Interviews und Gespräche so authentisch wie möglich zu erzählen. Der gesamte Film wurde in nur einem halben Jahr abgedreht.
Fazit
Die Dokumentation Sick Girls macht nicht nur darauf aufmerksam, wie viele Personen von der Krankheit betroffen sind, sondern auch wie schwer das Leben damit ist. Es gibt nicht nur ein ADHS, es gibt die verschiedensten Formen der Krankheit und das wird in der Dokumentation auch deutlich. Obwohl es bereits diverse Medikamente zur Behandlung gibt, ist es oftmals nicht einfach, die richtigen zu finden. Betroffene warten oft jahrelang darauf, endlich einen Therapieplatz zu finden.
Sick Girls
Regie: Gitti Grüter
Deutsch / Schweizerdeutsch
79 Minuten
filmfestival linz
30 april – 05 mai 2024
www.crossingeurope.at
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